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jan van eyck
portrait of a man, 1433

oil on wood, 25,5 x 19 cm

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

jan van eyck

© national gallery london

en
de

philipp III., known as „the good,“ unites a territory against french and german interests, a region that will later split into holland, belgium, and luxembourg. his politically clumsy son will lose the newly formed territory to the two great neighbors, but the idea is born and simply needs more time. for now, we remain optimistic, and the subjects of philip de goede, stemming from burgundian and bavarian lines, hold their heads high with pride. jan van eyck is no exception, and the frame of the portrait (not shown here) bears the proud inscription in greek letters: „aic ixh xan“ – „as i can,“ in flemish. the painter is not the inventor of oil painting but significantly influences its practice, especially through innovative painting materials. he is proud and challenges his artistic contemporaries to compete with him, to surpass his masterful precision in representation. the gaze of the portrait’s subject is directed straight at the viewer, and albrecht dürer will echo this bold, self-confident posture in his self-portraits, albeit over fifty years later.

from the ideas of the renaissance emerges a new, bourgeois archetype, and the artistic genius takes its first proud steps. for half a millennium, the concept of gifted, individual finding will inspire creative minds until, in the mid-20th century, it is skeptically dismissed with pointed fingers. unburdened by these future horrors, court painter van eyck decorates the realm of philipp III. with carefree elegance. in addition to paintings, he adorns princely interiors and festive occasions; jewelry, shields, and banners cheerfully bear his signature. with the multi-paneled altarpiece for the sint-jans parish church in ghent, the artist leaves behind his masterpiece and a clear testament to a new, detail-obsessed, realistic painting style. philipp III.’s rule is not content with merely expanding his lands through inheritance disputes or advantageous purchases; he also wants his princely status to be seen. thus, he travels constantly, always surrounded by his impressive, representative treasures.

jan van eyck is also included in this diplomatic travel obligation, with spain and portugal among others are his destinations. philipp III. plans a marriage to isabella, daughter of king john I., and the painter is tasked with immortalizing the future bride’s likeness in a portrait—van eyck’s nuanced panel painting is more than suitable for the job. for him, the depiction of reality is not the goal but a means to enhance his artistic expression. in his works, the artist departs from previous medieval representational methods, where the actual events of things held little significance. van eyck’s intellectual brilliance lies in his highly sophisticated development of methods to translate perspective, anatomy, and materiality into a two-dimensional medium. italian and flemish artists are in direct competition to create perfect compositions. while southern europeans tackle the challenge with mathematical constructions, the flemish approach it through painstakingly accumulated workshop experience. van eyck is rightly proud, for not only the mind but also the hand must learn from experience, and he invites us to share in that.

iir, january 2025

Philipp III., genannt der Gute, vereint gegen französische und deutsche Interessen ein Gebiet, das sich später in Holland, Belgien und Luxemburg aufspalten wird. Sein politisch ungeschickter Sohn wird das neue Territorium wieder an die beiden großen Nachbarn verlieren, aber die Idee ist geboren und benötigt einfach ein bisschen mehr Zeit. Noch sind wir guten Mutes, und die Untertanen des aus burgunder und bayrischen Linien entspringenden Filips de Goede erleben ihre Tage mit stolz gerecktem Halse. Jan van Eyck macht da keine Ausnahme, und der Rahmen des Porträts (hier nicht abgebildet) ziert in griechischen Lettern die stolze Aussage „Aic IxH Xan“ – „Weil ich es kann“, im Flämischen. Der Maler ist nicht der eigentliche Erfinder der Ölmalerei, beeinflusst aber deren Handhabung vor allem mit neuartigen Malmitteln. Er ist stolz und fordert seine künstlerischen Zeitgenossen auf, sich mit ihm zu messen, seine meisterlich präzise Abbildungsqualität zu übertreffen. Des Porträtierten Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet, und Albrecht Dürer wird in seinen Selbstporträts diese kühne, selbstbewusste Haltung erwidern, wenn auch erst über fünfzig Jahre später.

Aus den Gedanken der Renaissance formt sich ein neuer, bürgerlicher Typus, und der künstlerische Genius wagt seine ersten stolzen Schritte. Ein halbes Jahrtausend lang wird die Idee begnadeter, individueller Schöpfung die kreativen Köpfe befruchten, bis man sie schließlich Mitte des 20. Jahrhunderts mit Argwohn und spitzen Fingern von der Bühne scheucht. Von diesen zukünftigen Schrecknissen unbelastet darf der Hofmaler van Eyck unbekümmert Philipp III. Wirkkreis verzieren. Neben Gemälden dekoriert er fürstliche Innenräume und festliche Anlässe, aber auch Schmuck, Schilder und Banner zieren fröhlich seine Handschrift. Mit dem mehrteiligen Flügelaltar für die damalige Sint-Jans-Pfarrkirche in Gent hinterlässt der Künstler sein Meisterstück und eine klare Bezeugung einer neuen, detailversessenen, realistischen Malerei. Philipps III. Herrschaftsgebaren begnügt sich nicht mit der in Erbschaftsrangeleien erworbenen oder durch günstigen Zukauf gewonnenen Mehrung seiner Ländereien, er will seinen fürstlichen Status auch gesehen wissen. So zieht er zeitlebens hin und her übers Land, immer umgeben von seinen ansehnlich repräsentativen Schatzkammern.

Auch Jan van Eyck wird in diese diplomatisch zu nennende Reisepflicht eingebunden; Spanien und Portugal sind unter anderem seine Stationen. Philipp III. plant eine Ehe mit König Johann I. Tochter Isabella, und der Maler soll in einem Porträt deren zukünftiges Antlitz verewigen – van Eycks nuancierte Tafelmalerei ist mehr als dafür geeignet. Die Wirklichkeit vermittelnde Darstellung ist ihm nicht Zweck, sondern nur Mittel, seinen künstlerischen Ausdruck zu steigern. In seinen Werken verlässt der Künstler vorangegangene, mittelalterliche Abbildungsweisen, bei denen die tatsächlichen Begebenheiten der Dinge eine geringe, weil nichtige Bedeutung haben. Van Eycks geistige Meisterleistung besteht in der äußerst anspruchsvollen Findung passender Methoden, Perspektive, Anatomie und Materialität des gewählten Motives in eine zweidimensionale Übertragung zu bannen. Italienische und flämische Künstler befinden sich in direktem Wettstreit der Systeme zur Erstellung vollkommener Kompositionen. Während die Südeuropäer der Frage mit mathematischer Konstruktion beikommen wollen, sind es die Flamen, die sich der Lösung in mühevollem Zusammentragen gesammelter Erfahrungen in der Werkstatt nähern. Van Eyck darf zu Recht stolz sein, denn nicht nur der Kopf, sondern auch die Hand muss aus Erfahrung lernen, und an dieser lässt er uns teilhaben.

iir, january 2025