ruprecht von kaufmann
der fischer und seine frau, 2023
oil and collage (mylar) on linoleum, 167,5 x 122,5 cm
while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:
© ruprecht von kaufmann
ruprecht von kaufmann’s interpretation of the low german fairy tale von dem fischer und syner fru plays, in the painter’s typical style, with the ingredients of narration. the fisherman’s wife’s greed forces the poor man to make ever greater demands, which a prince transformed into a flounder graciously fulfills—until she wishes to become godlike, and both end up back in their original, miserable hut. von kaufmann’s stories often revolve around water, and his vividly staged creations frequently twist the narrative above or below its surface. sharks and whales, seemingly freed from gravity, traverse the artist’s visual worlds, though we might also find ourselves in a gigantic basin. by cleverly defying reality, von kaufmann blends dreamlike storytelling with mischievous assertions and inverted metaphors. with an effortless mélange of painterly and illustrative mastery, and both figurative and abstract representation, we curiously follow the lyrical lines the artist lays out.
the era in which the fairy tale is committed to paper, the 18th century, it is the seafaring men who bring the art of tattooing from distant lands back to their home ports on their bodies—an adornment still frowned upon as permanent decoration until about a quarter century ago. here, von kaufmann’s deft twisting of the fairy tale into the present day begins. recalling vividly patterned exotic fish and an imagined picture of a woman on the fisherman’s upper arm, the gaunt man now ekes out his existence as a poor fisherman. still aware of the cranky nagging of the dissatisfied woman in her ramshackle beach hut, we watch, astonished, as the pictorial exaggeration of the catch turns into a sailor’s yarn of heroic deeds. in the skillfully compressed composition, the whale, often cited in von kaufmann’s world, leaps energetically into the picture, wondrously in the form of a koi. the nishikigoi, a type of carp and a status symbol of japanese aristocracy, appears in european breeding ponds at the same time as tattoos begin to decorate people’s backs.
in the stirring dramaturgy of the depiction, a well-placed, subtle critique of overly obvious fashion trends hides, without a wagging finger or bitter resentment. von kaufmann masterfully mirrors societal tendencies in an entertaining way, and his characteristic blend of literary and pop culture references obscures the trail of his critical examination. only the jester is allowed to tell the ruler the truth, and so he merrily dances around the naked emperor in seemingly new clothes. whether in tightly wound loops or wide-ranging sweeps, von kaufmann circles human vanities and follies. whether they are his own, dredged up from beneath the surface, or universally staged pitfalls of anthropomorphic nature, they provide fertile ground for his friction with the seen and experienced world. in the fisherman, as a symbolic guide of eternal struggle, the artist finds a hero who does not yet know whether he is part of a tragedy or a comedy. as always, it is up to the viewer to decide.
iir, december 2024
Ruprecht von Kaufmanns Auslegung des plattdeutschen Märchens Von dem Fischer und syner Fru spielt in typischer Art des Malers mit den Ingredienzen der Narration. Die Gier der Fischersgattin zwingt den armen Mann zu immer größeren Forderungen, die ein in einen Butt verwandelter Prinz auch gnädig erfüllt, bis sie wünscht, gottgleich zu werden, und beide wieder in ihrer ursprünglichen, armseligen Hütte enden. Von Kaufmanns Erzählungen kreisen häufig um Wasser, und seine bildreich inszenierten Findungen verwinden gern die Handlung über oder unter dessen Oberfläche. Insbesondere Haie und Wale durchforsten, vermeintlich der Schwerkraft enthoben, des Künstlers bildnerische Welten, gleichwohl wir uns auch in einem gigantischen Bassin finden könnten. Indem von Kaufmann realen Gegebenheiten listig trotzt, vermischen sich traumgleiche Erzählung mit spitzbübischer Behauptung und umgedrehter Metaphorik. Mit einer leichtfüßigen Melange aus malerischer und illustrativer Meisterschaft und sowohl figürlicher als auch abstrakter Darstellung verfolgen wir neugierig des Künstlers ausgelegte, lyrische Leinen.
Im 18. Jahrhundert, der Zeit, in der das Märchen zu Papier gebracht wird, sind es die weltumsegelnden Seemänner, die die Kunst der Tätowierung aus fernen Landen auf ihren Körpern zurück in den Heimathafen tragen – bis vor gut einem Vierteljahrhundert als permanente Schmückung noch verpönt. Genau hier setzt von Kaufmanns behände Verdrehung des Märchens in die Jetztzeit an. In der Erinnerung an bunt gemusterte, exotische Fische und ein imaginiertes Frauenbild auf dem Oberarm fristet der hagere Mann nun sein Dasein als armer Fischer. Um das grantige Gekeife der unzufriedenen Frau noch in ihrem Bretterverhau am Strand wissend, beobachten wir verblüfft die bildliche Übertreibung des Fischfanges als Seemannsgarn heldenhafter Tat. In der gekonnt komprimierten Komposition springt der in von Kaufmanns Welt gern zitierte Wal energetisch ins Bild, wundersamerweise in der Gestalt eines Kois. Der Nishikigoi, eine Form des Karpfens und Statussymbol japanischer Aristokratie, erscheint in Europa in den Zuchtteichen zeitgleich mit den Tätowierungen auf jedermanns Rücken.
In der aufwühlenden Dramaturgie der Darstellung versteckt sich wohlgesetzte, hintergründige Kritik an allzu offensichtlichen Modeerscheinungen, ohne erhobenen Zeigefinger und bitteren Gram. Von Kaufmann versteht es, auf höchst amüsante Weise gesellschaftliche Tendenzen zu spiegeln und mit seiner typischen Mischung aus Literatur- und Popkultur-Zitaten die Spur seiner kritischen Auseinandersetzung zu verwischen. Nur der Narr darf dem Herrscher die Wahrheit sagen, und so umtanzt er fröhlich springend den nackten Kaiser in vermeintlich neuem Gewand. In eng gelegten Schlaufen oder weit gelegt umkreist von Kaufmann menschliche Eitelkeiten und Narreteien. Ob eigene, an die Oberfläche gehievte Untiefen oder allgemeingültig inszenierte Stolperfallen anthropomorpher Natur – bildet beides den Nährboden seiner Reibungen mit gesehener und erlebter Welt. Im Fischer als zielführendem Sinnbild ewigen Kampfes findet der Künstler einen Helden, der noch nicht weiß, ob er sich in einer Tragödie oder einer Komödie befindet. Dies hat, wie immer, der Betrachter zu entscheiden.
iir, december 2024