via lewandowsky
bona fide 2000, 2023
engine, helmet, start button & steel, size variable
while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:
© via lewandowsky
if one consults a specialist, in this case a profiler or forensic scientist, about what happens to the test subject who activates lewandowsky’s machine while hanging in the helmet, a lengthy answer would follow, going far beyond the expected initial effect—that the rotating motor would immediately break the neck. one thing, however, is entirely predictable: it will be messy. on the occasion of franz kafka’s hundredth death anniversary, lewandowsky’s rotator displayed in munich’s villa stuck as part of a group exhibition, suggests a distant resemblance to the killing machine mentioned by the author in in the penal colony. in 1916, during a reading series, kafka declaims from the unpublished manuscript, and the gentlemen present, including rainer maria rilke, are solemnly impressed by this machine, while a number of sensitive ladies prefer to faint. kafka is accused of being a “connoisseur of horror.” a century later, lewandowsky’s work cycle might hope for a less outraged reception, and yet…
meanwhile, let us not lose sight of lewandowsky’s proverbial mischievous wit and draw satirical connections. also echoing the form and function of alessi’s lemon squeezer, the artist’s suicidal object also juices. with a nod to the unique preferences of gordon shumway, better known as alf from planet melmac, who in an episode of the eponymous tv series solemnly orders a margarita with cat juice at the kitty kat bar, this eerily provocative associative chain can be easily extended within the same realm that beckons the artist’s greatest source of inspiration—the conceptual trap. in several works, the artist plays out sentimentally tragic scenarios within his objects. has the budgie depicted in hansi goes down lost its secure perch, or do we catch the old-world parrot off guard during its regular yoga exercises? these scenes inspire further musings, much like the work chop chop (ruckzuck), in which a baseball bat unexpectedly finds its soft end.
as much as violence and its effects are ironically, sometimes playfully, treated, it nonetheless remains latently present. lewandowsky performs insidious fretwork within our intimate thoughts, carefully cutting away the boundaries of our perception. uncertain of our newly found choice between shaken empathy and voyeuristic curiosity, the final decision aligns with our individual inclinations. even if we might fully deny bona fide 2000 any biting edge, the work is not without its sting. the good faith mentioned in the title, in combination with a possible reference to a particular year, and the deadly technology targeting the self-judging human, leaves little doubt that lewandowsky’s object holds no glibly positive outcome. whatever conclusion his experiment may ultimately hold, as he confronts us artistically—it will be messy.
iir, november 2024
Befragt man einen Fachmann, in diesem Falle einen Profiler oder Gerichtsmediziner, was mit dem entsprechenden Probanden passiert, der im Helm hängend Lewandowskys Maschine in Gang setzt, wird ein längerer Text folgen, der weit über den zu erwartenden Ersteffekt – dass der sich drehende Motor umgehend das Genick bricht – hinausgehen wird. Eines aber ist vollkommen vorhersehbar: Es wird schmutzig. Anlässlich Franz Kafkas hundertstem Todestag in der Münchner Villa Stuck als Teil einer Gruppenausstellung zu sehen, legt Lewandowskys Rotator eine entfernte Ähnlichkeit zu der in „Die Strafkolonie“ erwähnten Tötungsmaschine nahe. 1916 trägt der Autor anlässlich einer Lesungsreihe aus dem unveröffentlichten Manuskript vor, und die anwesenden Herren, so auch Rainer Maria Rilke, sind andächtig beeindruckt ob dieser Maschine, während eine Reihe feinfühliger Damen es vorzieht, in die Ohnmacht zu flüchten. Kafka wird als „Lüstling des Entsetzens“ beschimpft. Lewandowskys Werkzyklus darf ein Jahrhundert später auf eine weniger entrüstete Rezeption hoffen, und dennoch …
Lassen wir indessen Lewandowskys sprichwörtlich bübischen Witz nicht aus den Augen und ziehen satirische Querverbindungen. In Form und Funktion ebenfalls der Zitronenpresse Alessis entsprechend, entsaftet auch das suizidale Objekt des Künstlers. Im Zusammenhang mit der speziellen Vorliebe Gordon Shumways, besser bekannt als ALF vom Planeten Melmac, der in einer Folge der gleichnamigen Fernsehserie in der Kitty Kat Bar andächtig eine Margarita mit Katzensaft ordert, kann die schaurig provozierende Assoziationskette mühelos auf eben jener Ebene fortgeführt werden, aus der des Künstlers größte Inspirationsquelle herbeiwinkt – der gedanklichen Falle. In mehreren Arbeiten spielt der Künstler in seinen Objekten sich rührselig-tragisch ausnehmende Situationen durch. Hat der in „Hansi Goes Down“ inszenierte Wellensittich den sicheren Halt seines Stängelchens verloren, oder beobachten wir den Altweltpapageien unverhofft bei seinen regelmäßigen Yogaübungen? Diese Szenen schieben eben jene weiterführenden Grübeleien nach sich wie die Arbeit „Chop Chop (Ruckzuck)“, in der ein Baseballschläger unverhofft sein weiches Ende findet.
So sehr Gewalt und deren Einwirkungen ironisierend, mitunter albern thematisiert werden, ist das Böse dennoch latent vorhanden. Lewandowsky vollführt in unseren intimen Gedankengängen heimtückische Laubsägearbeiten, indem er die Grenzen unserer Empfindung liebevoll bearbeitend entfernt. Unsicher ob der entstehenden, freien Wahl zwischen erschütterter Betroffenheit und gieriger Schaulust, verbleibt die schlussendliche Entscheidung entsprechend unserer individuellen Vorliebe. Auch wenn wir „Bona Fide 2000“ die züngelnd bissigen Aspekte gänzlich absprechen, verbleibt die Arbeit nicht ohne treffenden Stachel. Der im Titel angesprochene gute Glaube, in Kombination mit einer möglicherweise gemeinten Jahreszahl, die eingesetzte tödliche Technik mit dem sich selbst richtenden Menschen, lässt ohne Zweifel darauf schließen, dass Lewandowskys Objekt kein witzelnd positives Ende innewohnt. Wie auch immer die Lösung seines Experimentes tatsächlich angelegt ist, mit dem er uns hier künstlerisch konfrontiert – es wird schmutzig.
iir, november 2024