the bad page
this episode:
german boomer, a so-called generation
… lights off, spot on …
2025
the boomers, whose generation until a few years ago does not even seem to deserve a name, now find themselves the target of intergenerational envy and a wide range of accusations. as a group now thoroughly scrutinized in this context, the actual ingredients of the primordial soup that shapes and nourishes them often remain in the bowl. the west german boomer is best approached by focusing on their most formative years—mid to late 1970s—when they are spooning through the confusions and complications of a puberty that has never existed like this before, here in this postwar germany. the allies decide to cleanse the national socialistic apparatus in administration and justice only marginally, which the ’68 generation then fights with wild vehemence—only partially successfully. thus the values of the wilhelmine era still drift sluggishly over the land, but the ground, along with the young seeds it carries, is nourished by entirely different influences.
disco’s ilja richter still has to hear decades later that he favors his international guests over local schlager darlings, while in michael leckebusch’s musikladen, roxy music and the new york dolls make television history. when eventually the whole circle of friends crowds around the tv to celebrate the rockpalast nights with albrecht metzger, you can easily sneak away for an hour to rub against each other—because these nights are long. everything smells like janine d., clerasil face cream mixed with the scent of contraceptive foam suppositories and a fine touch of japanese stereo system air, bought with confirmation money. everything is new, unfamiliar—the parents know nothing of jeans or record stores, green human chains, and certainly not of a mcdonald’s carefully extending its branch-fingers. a generation, for the first time, has its places entirely to itself—and exclusively so. that is not just new, that is identity-forming and from now on called youth culture.
when in the seventies the corks pop loudly at every corner, it is the affirmative eighties in which they are happily collected and stuffed back into bottle necks. the appropriate minipli soundtrack for the tiring decade is provided by phil collins, who originally drums effortlessly—if only he had stayed right there. with the “everybody now” electronics of depeche mode, the boomer—by now in their mid-twenties—slowly shifts into sleep mode. culture puts a lot of effort into this generation, the social democrats push them en masse into high schools, and the number of university students truly rises. education is everything—but not only that, and that way it is ultimately generation x that takes over the store comprehensively and without resistance. without that cheeky speech in the new zealand parliament, they would have died unnamed and unrecognized—an outrageous circumstance given their sheer numbers. possibly, though, all of this happens much faster than anyone suspects … then we will see what’s missing.
iir, april 2025
Die Boomer, deren Generation bis vor einigen Jahren nicht einmal eine Benennung, einen Namen verdient zu haben schien, finden sich jetzt als Ziel intergenerationalen Neids und vielfältiger Anklagen. Als Gruppe unter diesen Aspekten nun reichlich beleuchtet, verbleiben die tatsächlichen Ingredienzien ihrer sie formenden und nährenden Ursuppe gerne in der Schüssel. Dem westdeutschen Boomer nähert man sich am besten, indem man seine wohl prägendsten Zeiten, also Mitte bis Ende der 70er-Jahre, fokussiert, in denen sie oder er an den Irrungen und Wirrungen einer Pubertät herumlöffeln, die es hier, in diesem Nachkriegsdeutschland, so noch nie gegeben hat. Die Alliierten beschließen, den nationalsozialistischen Apparat in Verwaltung und Justiz nur marginal zu säubern, den die 68er dann mit wilder Vehemenz bekämpfen – was ihnen aber nur in Teilen gelingt. So schweben die Werte der wilhelminischen Zeit noch träge übers Land, aber der Boden, und mit ihm das junge Saatgut, wird genährt von gänzlich anderen Einflüssen.
Discos Ilja Richter muss sich Jahrzehnte später noch vorheulen lassen, er ziehe seine internationalen Gäste den einheimischen Schlagersusen vor, während im Musikladen von Michael Leckebusch Roxy Music und die New York Dolls Fernsehgeschichte schreiben. Wenn sich dann schließlich der gesamte Freundeskreis vor dem Fernseher türmt, um die Rockpalast-Nächte mit Albrecht Metzger abzufeiern, kann man sich ruhig ein Stündchen zurückziehen, um sich zu zweit zu reiben – denn diese Nächte sind lang. Alles riecht nach Janine D., Clerasil-Gesichtscreme, vermischt mit Verhütungsschaumzäpfenduft und feinem japanischen Stereoanlagenhauch, gekauft vom Konfirmationsgeld. Alles ist neu, ungewohnt – die Eltern kennen keine Jeans- oder Schallplattenläden, grüne Menschenketten und schon gar keinen McDonald, der vorsichtig seine filialen Finger ausstreckt. Eine Generation hat zum ersten Mal ihre Orte ganz für sich – und zwar ausschließlich. Das ist nicht nur neu, das ist identitätsstiftend und wird ab nun Jugendkultur genannt.
Wenn in den Siebzigern die Korken an allen Ecken so richtig knallen, sind es die affirmativen Achtziger, in denen sie freudig eingesammelt und wieder zurück in die Flaschenhälse gedrückt werden. Den passenden Minipli-Soundtrack für das ermüdende Jahrzehnt liefert der ursprünglich unangestrengt trommelnde Phil Collins – wäre er doch nur dort sitzen geblieben. Mit der „Und jetzt alle“-Elektronik der Depeche Mode dreht es dann dem schließlich schon Mittzwanziger-Boomer den Modus langsam auf Schlummern. Um diesen hat man sich kulturell sehr bemüht, die Sozialdemokraten stecken ihn zuhauf in die Gymnasien, und die Zahl der Studierenden steigt tatsächlich. Bildung ist alles – aber nicht nur, und so ist es letztendlich die Generation X, die den Laden flächendeckend und widerstandslos übernimmt. Ohne diese freche Rede im neuseeländischen Parlament wären sie unbenannt und unerkannt verstorben – ein ungeheuerlicher Umstand angesichts ihrer schieren Masse. Möglicherweise geht das aber auch viel schneller vonstatten, als man ahnt … dann wird man sehen, ob etwas fehlt.
iir, april 2025