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mitgehört
this episode:
dag rosenqvist
musician, gothenburg

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in his column „mitgehört“ martin raabenstein interviews a wide range of people about what drives them musically. from formative moments to current highlights: with each episode, the filter swarm’s jukebox becomes more colorful. this time: dag rosenqvist. if you’ve been engaged with electronic music for a while, you might know the swede as jasper tx. he’s amassed over 30 releases by now – on labels like karaoke kalk, miasmah, denovali, and n5md. his music is also increasingly featured in major film soundtracks. for rosenqvist, it’s all about music, 24/7.

dear dag, would you like to briefly introduce yourself?

since 2005, i’ve been releasing music. solo and with other musicians. for example, with aaron martin as from the mouth of the sun. in 2016, three pieces from our collaborative album „woven tide“ were featured in jeff nichols‘ film „midnight special.“ we also worked together on the soundtrack for „menashe.“ i also occasionally write music for dance theater, especially for swedish companies. i’ve even had the opportunity to compose for a ballet at the london royal opera house.

it’s great to get a glimpse into your musical routine. what are you currently working on?

actually, i’m simultaneously working on three very different solo albums. one follows the direction of my 2016 album „elephant,“ the second is more synth-based. i’m really enjoying that, but it’s also quite a challenge for me. just recently, the phenomenal drummer pontus torstensson – perhaps you know his solo project tentakel – recorded some tracks for one of them. it feels really exciting to try things i’ve never done before. the third album is more song-oriented. i’ve invited several singers to collaborate with me on this. it might end up being my most accessible work yet. the vocal tracks i’ve received so far are truly fantastic. it’s affirming for me – you never know what artists will do with a basic idea. on top of all this, i’m also doing the sound design for the next dance performance by the gothenburg-based company danskompaniet spinn.

with so many projects, do you still find time to listen to music „privately“? what’s on rotation after work for you?

actually, everything by jason molina. i’ve admired him for a long time, and my enthusiasm continues to grow. i find it fascinating how he constructs his own unique visions, using recurring images and motifs. his albums feel meticulously planned yet sound very relaxed and spontaneous. certain chords and structures keep reappearing, as if he’s not quite finished with them and is approaching them from a different angle. and of course, his voice, which shakes you to the core – it carries so much vulnerability, love, darkness, and life. what a brilliant musician. it’s incredibly sad that he passed away so young. „didn’t it rain“ is my favorite album.

it seems like you spend an extreme amount of time with music.

yes, a lot. i almost always put on a record right away – whether i’m getting up in the morning or coming home. i like being surrounded by music, even if it’s just a sonic backdrop. something has changed for me – i used to dislike background music. the only time i prefer quiet is when i’m reading or taking a walk; then, i want to experience my natural surroundings.

where do you most enjoy listening to music, and why?

it’s perfect to sit on the couch, fully concentrating on an album. my favorite thing to do is to sit on the couch and give a good album my full attention, sometimes with a beer, surrounded by all my books, records, and plants. that’s hard to beat.

what’s your earliest musical memory?

i’m not entirely sure. but i do remember the moment i knew i wanted to learn the double bass. one day, the local music school visited our school, and we kids got to try out different instruments. when i held that massive instrument in my hands and felt the deep vibrations coursing through me, i was hooked. i still love those bass frequencies today.

and your all-time favorite? track or album?

tough question. but if i really had to choose, it would be „through silver in blood“ by neurosis, even though their later albums sound better – steve albini just knows what he’s doing. with this release, though, the band really grabbed me. i had heard „enemy of the sun“ and „souls at zero“ before, but with „locust star,“ „aeon,“ and of course the title track, i knew this was something completely different. this album taught me how an album should work – purposeful, with clear dramaturgy and a lot of dynamics, beauty, and light, paired with impenetrable darkness – all packaged into a phenomenal unity. i didn’t realize before that staring into the abyss could be so life-affirming.

martin eugen raabenstein, first published @ das filter, 2019

In seiner Kolumne „Mitgehört“ befragt Martin Raabenstein ganz unterschiedliche Menschen, was sie musikalisch umtreibt. Von prägenden Momenten bis zu aktuellen Highlights: Die Jukebox des Filter-Schwarms wird mit jeder Folge bunter. Dieses Mal: Dag Rosenqvist. Wer sich schon länger mit elektronischer Musik auseinandersetzt, kennt den Schweden vielleicht noch als Jasper TX. Über 30 Veröffentlichungen gehen mittlerweile auf sein Konto – auf Labeln wie Karaoke Kalk, Miasmah, Denovali oder auch n5MD. Auch in den Soundtracks immer größerer Filme wird seine Musik mittlerweile oft verwendet. Bei Rosenqvist heißt es: Musik, 24/7.

Lieber Dag, magst du dich zunächst kurz vorstellen?

Ich veröffentliche seit 2005 Musik. Solo und zusammen mit anderen Musikern. Zum Beispiel mit Aaron Martin als From the Mouth of the Sun. 2016 wurden drei Stücke unseres gemeinsames Albums „Woven Tide“ in Jeff Nichols’ Film „Midnight Special“ untergebracht. Auch am Soundtrack von „Menashe“ haben wir gemeinsam gearbeitet. Ich schreibe auch immer wieder mal die Musik für Tanztheater, vor allem für schwedische Kompanien. Auch ein Ballett im London Royal Opera House durfte ich bereits vertonen.

Schön, dass du uns in deinen musikalischen Alltag schauen lässt. Bevor es damit losgeht: Woran arbeitest du gerade?

An drei tatsächlich sehr unterschiedlichen Solo-Platten. Das eine folgt der Richtung meines 2016er-Albums „Elephant“, das zweite ist eher Synthesizer-basiert. Ich habe da großen Spaß dran, es ist aber auch eine echte Herausforderung für mich. Gerade hat der wie ich finde phänomenale Schlagzeuger Pontus Torstensson – vielleicht kennt ihr ja sein Solo-Projekt Tentakel – für einen Track die Aufnahmen gemacht. Es fühlt sich richtig super an Dinge auszuprobieren, die man so noch nie gemacht hat. Die dritte Platte ist eher Song-basiert. Ich habe einige Sänger eingeladen, mit mir daran zu arbeiten. Möglicherweise wird dies so weit meine zugänglichste Arbeit sein. Die Gesangsspuren, die ich bisher erhalten habe, sind wirklich fantastisch. Mich bestätigt das – man weiß ja nie, was die Künstler aus einer Grundidee machen.

Praktisch nebenher mache ich noch das Sound Design für die nächste Tanz-Performance der Göteborger Kompanie Danskompaniet Spinn.

Bleibt bei so vielen Projekten überhaupt Zeit, „privat“ Musik zu hören? Was dreht sich nach Feierabend bei dir?

Eigentlich alles von Jason Molina. Ich bewundere ihn schon sehr lange, und mit der Zeit wächst meine Begeisterung nach wie vor. Ich finde es faszinierend, wie er diese seine ganz eigenen Vorstellungen zusammenbaut, und mit immer wiederkehrenden Bildern und Motiven umgeht. Seine Alben wirken gleichzeitig sehr präzise geplant und klingen dennoch sehr entspannt und spontan. Gewisse Akkorde und Strukturen tauchen immer wieder auf, ganz so als wäre er noch nicht richtig fertig damit und das ganze nochmal von einem anderen Blickwinkel angehen. Und seine Stimme natürlich, die dich bis ins Mark erschüttert – da schwingt so viel Verletzung, Liebe, Dunkelheit und Leben mit. Was für ein brillanter Musiker. Es ist so unglaublich schade, dass er so jung verstorben ist. „Didn’t It Rain“ ist mein Lieblingsalbum.

Mir scheint, du verbringst extrem viel Zeit mit Musik.

Ja, sehr viel. Ich lege eigentlich immer sofort eine Platte auf – ob ich nun morgens aufstehe oder gerade nach Hause komme. Ich mag es von Musik umgeben zu sein, selbst wenn es nur ein Sound-Teppich ist. Da hat sich etwas verändert bei mir – früher mochte ich Hintergrundmusik nämlich gar nicht. Einzig wenn ich lese oder spazieren gehe habe ich gerne meine Ruhe. Dann möchte ich meine natürliche Umgebung wahrnehmen.

Wo hörst du am liebsten Musik und warum?

Perfekt ist es, auf dem Sofa bei voller Konzentration ein Album zu hören. Meine liebste Beschäftigung ist es auf dem Sofa zu sitzen und einem guten Album die volle Aufmerksamkeit zu schenken, manchmal auch bei einem Bier, umgeben von all meinen Büchern, Platten und Pflanzen. Das ist hart zu toppen.

Was ist deine älteste tonale Erinnerung?

Da bin ich mir nicht so sicher. Aber ich kann mich an den Moment erinnern, in dem ich wusste, dass ich Kontrabass lernen will. Eines Tages war die lokale Musikschule bei uns in der Schule zu Gast, und wir Kinder konnten ganz unterschiedliche Instrumente ausprobieren. Als ich dieses massive Instrument in den Händen hielt und die tiefen Vibrationen durch mich hindurchgingen, war ich angefixt. Ich mag diese Bass-Frequenzen heute immer noch.

Und dein All-time-favourite? Track oder Album?

Schwierige Frage. Wenn ich mich aber wirklich entscheiden müsste, wäre das „Through Silver In Blood“ von Neurosis, auch wenn die späteren Alben besser klingen – Steve Albini weiß einfach, was er tut. Mit diesem Release aber hat mich die Gruppe richtig gepackt. Ich hatte zwar „Enemy Of The Sun“ und „Souls At Sero“ schon vorher gehört, bei „Locust Star“, „Aeon“ und natürlich dem Titeltrack wusste ich, das ist etwas völlig anderes. Bei dieser Platte habe ich auch gelernt, wie ein Album funktionieren sollte – zielgerichtet, mit klarer Dramaturgie und viel Dynamik, Schönheit und Licht, gepaart mit undurchdringlicher Dunkelheit – alles verpackt zu einer phänomenalen Einheit. Ich wusste vorher nicht, dass der Blick in den Abgrund so lebensbejahend sein könnte.

martin eugen raabenstein, erstveröffentlicht @ das filter, 2019

dag rosenqvist, mitgehört
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