anna & bernhard blume
küchenkoller (part), 1985
ten-part sequence, gelatine silver print, 200 x 126 cm each
while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:
© estate anna & bernhard blume
neatly she must be, tidy as well, and above all hardworking – the woman in the post-war german home, in her idealized version, cheerfully radiant as she is caught spring-cleaning or gardening. the home itself, complete with a garage and a stately automobile, along with children borne and raised by this all-purpose servant, naturally, is the greatest pleasure of the industrious master of the house. thus, one silently toils away from the burdensome past into the all-justifying power of economically boundless futures. after the work is done, the television set soothes swollen feet, and with heinz erhardt and liselotte pulver on the occasionally flickering black-and-white screen, the chastened national soul nestles into a feeling of modest yet fulfilling life. pulver herself gains international fame with her role in billy wilder’s one, two, three, but it is the chubby, jovial neighbor erhardt who solemnly reminds everyone to tackle life’s greatest confusions with humor.
compared to his global peers jerry lewis or louis de funès, erhardt’s comedy is more rosy-cheeked, but germans are generally considered humorless and are jokingly reduced to lederhosen-slapping puns of minimal sophistication. in this sense, the occasionally boundary-pushing antics of carnival season represent a self-suggested confusion of reality-fleeing germans. under the guise of the fool’s cap, they gladly let the outside world believe whatever it wishes. it hardly matters in which teutonic region carnival’s fevered whirl reaches its zenith; in cologne, where anna and bernhard blume live and work, the reveler knows exactly what liberties can be taken during this “fifth season”. in the creative phase of the 1980s, the self-described “petty-bourgeois, catholic” couple transforms the cozy home into a horror vacui of supernaturally self-propagating mythical manifestations, which they eagerly document.
in doing so, they knowingly risk being accused of a double-edged approach, with the criticism that in questioning bourgeois humor, they themselves cannot help but laugh. hidden in the subtle dismantling of the neutral observation of their anarchic manifestations of objective hallucinations lies the true strength of the blumes, who simply define their work as “photo therapy.” perceiving hysteria, frenzy, or sheer madness as the ubiquitously ecstatic psychopathology of the other cleanses the soul, especially when gazing upon a revolt led by a battalion of potatoes. anna and bernhard blume work without safety nets or solid ground, and the elaborate execution of their excessively gravity-defying worlds employs real stagecraft, with invisible support wires and crash-cushioning pillows. in a pre-digital era, without the technological joys of post-production, the thought of secretly observing the artists preparing one of their photographic scenes is worth just another laugh. poor germany, so dry, so sour-faced. well, so be it.
iir, january 2025
Reinlich soll sie sein, ordentlich ebenfalls und vor allem arbeitssam – die Frau im nachkriegsdeutschen Haus, in idealer Version freudig strahlend ertappt beim Frühjahrsputz oder während der Gartenarbeit. Das eigene Heim, nebst Garage mit stattlichem Automobil, sowie die Kinder austragend und erziehende Allzweckbedienstete, selbstverständlich, sind dem wirtschaftswundernden Herren des Hauses allerhöchstes Plaisir. So schuftet man sich leise hinweg aus der leidlichen Vergangenheit hinein in die alles rechtfertigende Macht ökonomisch grenzenloser Zukünfte. Nach getaner Arbeit erleichtert der Fernsehapparat die Entspannung geschwollener Füße, und mit Heinz Erhardt und Liselotte Pulver auf der mitunter noch flackernden, schwarz-weißen Mattscheibe kuschelt sich die völkisch geläuterte Seele in ein Gefühl eines bescheidenen, aber erfüllenden Lebens. Ebenjene Pulver erlangt internationalen Ruhm mit ihrer Rolle in Billy Wilders Eins, zwei, drei, aber es ist der mollig freundliche Mann von nebenan, Erhardt, der gewichtig gemahnt, auch die größten Wirrnisse des Alltages mit Humor zu nehmen.
Im direkten Vergleich mit seinen globalen Kollegen Jerry Lewis oder Louis de Funès ist Erhardts Komik eher pausbäckig, aber man sagt den Deutschen generell eine gewisse Humorlosigkeit nach und reduziert sie witzelnd auf lederhosenklatschende Minimalkalauer. So gesehen ist das mitunter grenzgängige Treiben während der Karnevalszeit eine autosuggestive Verwirrung realitätsfliehender Deutscher, und unter vorenthaltener Narrenkappe lässt man das Ausland gerne glauben, was das Ausland eben zu glauben gedenkt. Es ist von wenig Belang, in welcher teutonischen Region der erregte karnevalistische Wirbel seine höchsten Höhen erreicht. In der Stadt Köln, in der Anna und Bernhard Blume leben und arbeiten, weiß der Jeck sehr genau, was man sich während dieser „fünften Jahreszeit“ alles so leisten kann. In der in den 80er-Jahren beginnenden, gemeinsamen Schaffensphase der sich selbst „kleinbürgerlich, katholisch“ bezeichnenden Eheleute wandelt sich das traute Heim in den Horror Vacui einer sich übersinnlich verselbstständigt gebärdenden Ansammlung mythischer Erscheinungsformen, die sie eifrig zu dokumentieren wissen.
Dabei laufen sie wohlweislich Gefahr, der doppelt gewendeten Annäherung bezichtigt zu werden, mit dem Vorwurf, über die kritische Hinterfragung spießigen Humors selbst wiederum lachen zu müssen. In der hintergründigen Entmachtung neutraler Betrachtung ihrer anarchischen Manifestation objektiver Halluzinationen verbirgt sich der Blumes wahre Stärke, und so definieren sie ihre Arbeit schlicht als „Phototherapie“. Koller, Hysterie oder schierer Wahn, als ubiquitär ekstatische Psychopathologie des Anderen, Fremden wahrzunehmen, reinigt die Seele, vor allem beim Anblick einer revoltierenden Kartoffelkompanie. Anna und Bernhard Blume arbeiten ohne Netz und Boden, und die aufwendige Ausführung ihrer exzessiv gravitationsfernen Welten ist reale Bühnentechnik, mit unsichtbaren Halteseilen und sturzmildernden Kissen. In einer vordigitalen Ära, ohne die technischen Freuden nachbearbeitbarer Ergebnisse, ist die Vorstellung, die beiden Künstler bei der Vorbereitung eines ihrer Photomotive heimlich beobachten zu können, einen weiteren Lacher wert. Armes Deutschland, so trocken, so sauertöpfisch. Nun ja.
iir, january 2025