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cornelius völker
papiere, 2018

oil on canvas, 150 x 300 cm

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

cornelius völker

© cornelius völker

en
de

heaps are accumulations without precise measurements, collections or residues of the same content, which are designated but not quantified. even the ancient greeks approach the topic and philosophically circle the notion of vagueness with the sorites paradox. behind the indefinite number of an accumulation, a pile or stack, a group, cluster, or association, lies no evaluative naming—either no more precise count can be determined, or it is of minor importance. a stack of papers with unknown content, shown in a frame-filling close-up, conveys spontaneous intimacy without needing to define or determine whether it involves legal documents, begging book club advertisements, or aunt anna’s lovingly dull birthday wishes. in an elegant mix of still life, memento mori, and a wink at 1960s product illustrations, the audience’s simultaneously trusting and cautiously distancing behavior creates a fascinating interplay of emotions.

here too, an extended insight into the artist’s work, in an indeterminate quantity, is helpful, as it prevents overly hasty categorization. the erroneous assumption that cornelius völker cheerfully populates the world of blissful everyday objects inherited from his teacher dieter krieg, merely expanding krieg’s motif-focused repertoire with a large number of oil-painted object series while neglecting his playful engagement with typography, overlooks the deeper intrigue of the depicted object. in this thematic extension of his master’s approach, völker plays with the exaggerated appearance of scenically focused, mundane objects. from the large-scale presentation of colorful puddles to the insidious portrayal of hallucinogenic drugs, and down to the meticulous depiction of bodily wounds, a direct threat hovers, superficially tempered by the juxtaposition with filled cocktail glasses, asparagus, or other offered sweets. the further we delve into the multiplicity of völker’s artistic forensics, even the most alluring candy takes on an air of cautious restraint.

with a certain fascination for detective literature, and the finely staged game of clues in masterpieces like chinatown and blow up in mind, one can calmly follow völker’s sometimes exquisitely purposeful framing while being conspiratorially smiled at. the tingling suspicion arises. as in all perfectly set artistic traps, it is precisely the seemingly innocent object that, in its supposed unblemished purity, provocatively summons its counter-image—here, the unpainted. from völker’s stacks of papers, heaps of letters, or newspapers, their hidden contents push out of the oil painting into the viewer’s imaginative mind theater. as the directing auteur of his own imaginative worlds, associative developments take shape, and the question of the artist’s causal innocence crumbles under the boundless variety of continued enhancement excited by his works. heroin, a suspicious package, or books burning to ash—völker understands not only the art of allusion. thus, we follow him thoughtfully in contemplating ominously decaying flowers.

iir, january 2025
martin eugen raabenstein

Haufen sind Lagerungen ohne nähere Maßangabe, also Ansammlungen oder Hinterlassenschaften gleichen Inhaltes, die bezeichnet, aber nicht bemessen werden. Schon die antiken Griechen nähern sich der Thematik und umrunden den Begriff des Vagen philosophisch mit der Sorites-Paradoxie. Hinter der nicht konkreten Anzahl einer Ansammlung, eines Stoßes oder Stapels, einer Gruppe, Schar oder eines Verbandes verbirgt sich keine wertende Benennung – entweder kann keine genauer beschreibende Anzahl ermittelt werden, oder diese ist von geringer Bedeutung. Ein Stapel Papiere unbekannten Inhaltes, im bildfüllenden Anschnitt, vermittelt spontane Intimität, ohne näher definieren zu können oder zu müssen, ob es sich hierbei um Schriftstücke juristischer Relevanz, bettelnde Bücherclubwerbung oder Tante Annas liebevoll dröge Geburtstagswünsche handelt. Durch die galante Mischung aus Stillleben, Memento Mori und blinzelnden Erinnerungen an Warenillustrationen der sechziger Jahre, verbinden sich zutrauen wollendes und schamhaft distanzierendes Verhalten des Publikums zu einem spannenden Wechselspiel der Gefühle.

Auch hier ist ein erweiterter Einblick in das Werk des Künstlers in unbestimmter Anzahl hilfreich, verhindert er solcherart eine allzu rasche Kategorisierung desselben. In der irrigen Annahme, Cornelius Völker bevölkere die Welt des glückseligen Alltagsgegenstandes seines Lehrers Dieter Krieg munter weiter und füge dessen motivisch fokussiertem Repertoire eine große Anzahl in Öl gebannter Objektserien hinzu, ohne sich hingegen näher auf dessen spielerischen Umgang mit Typographie einzulassen, übersieht der allzu schnelle Blick die tiefer liegende Tücke des abgebildeten Objektes. In eben jener inhaltlichen Erweiterung seines Meisters spielt Völker mit dem den Augenblick übersteigernden Anschein szenisch fokussierter, banaler Gegenstände. Neben großformatiger Aufbereitung farbfroher Lachen, über die hinterlistige Präsentation halluzinogener Drogen bis hin zur minutiösen Darstellung körperlicher Wunden schwebt eine direkte Gefährdung, die in der Gegenüberstellung mit befüllten Cocktailgläsern, Spargeln oder anderen, dargebotenen Süßigkeiten nur oberflächlich eine Milderung erfährt. Je weiter wir uns in die Vielheit Völkers künstlerischer Forensik treiben lassen, ordnet sich selbst dem verführerischsten Bonbon eine Vorsicht gebietende Reserviertheit bei.

Ausgestattet mit einer gewissen Faszination an kriminalistischer Literatur, im Hinterkopf das szenisch fein ausgelegte Indizienspiel der Meisterwerke Chinatown und Blow Up, kann man, gelassen verschwörungstheoretisch belächelt, Völkers mitunter exquisit zielführender Kadrage folgend, dem prickelnden Verdacht nachspüren. Wie in allen perfekt aufgestellten künstlerischen Fallen ist es gerade das zunächst unschuldig erscheinende Objekt, das in seiner vermeintlich unbescholtenen Reinheit das Gegenbild – hier das nicht Gemalte – geradezu provozierend herbeiruft. Aus Völkers Stapeln von Papieren, Haufen von Briefen oder Zeitungen drängelt sich deren verborgener Inhalt aus dem Ölgemälde her in das imaginierende Kopfkino des Betrachters. Als gestaltender Regisseur seiner eigenen Vorstellungswelten formen sich assoziative Weiterentwicklungen, und die Frage nach der kausalen Unschuld des Künstlers zerbröckelt an der unbegrenzten Vielfalt des Weiterschreibens seines Angebotes. Heroin, verdächtiges Paket oder zu Asche verglühende Bücher – Völker weiß um die Kunst nicht nur der Anspielung. Und so folgen wir ihm besonnen in der Betrachtung bedenklich vergehender Blumen.

iir, january 2025
martin eugen raabenstein