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hanne darboven
konstruktionen, 1968

ink on paper, 21 x 29,7 cm

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

hanne darboven

© hanne darboven stiftung

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hanne darboven’s school commute is long, so she is driven by her father’s chauffeur. the walddörfer-gymnasium in hamburg-volksdorf has an artistic focus, with special support for music, theater, and visual design. we see the young woman in the back seat of the car as the sparse north german landscape glides past her, along with time itself. the reclusive artist will dedicate her life to grappling with and mastering time and reality—both hers and the world’s. darboven is musically gifted and artistically inclined, but her combination of these talents with mathematical structures will make her a leading figure in conceptual art. the absurdity of things, as she puts it, compels her not to express emotions but to rethink her observations in numerical constructions and document them—her sense of existence unfolds in this act of recording and processing. by assigning numerical values to things, she stores herself, her biography, and contemporary events in a performative, serial writing process.

in her fundamental thesis, darboven reveals her transformative formula: one + one = one two. two = one two. those less mathematically inclined might consult an expert, but the gateway to the artist’s highly complex creation lies not in decoding her system of order but in her way of thinking itself. her serial sequences of pages filling museum walls, combined with bureaucratic-looking frames, encapsulate the time of her existence, declaring: i was here, i observed, i recorded. in a pre-digital world, this handwritten, authorial documentation is both memory and a means of constructing identity—i write, therefore i am. in 1966/67, the artist lives in new york and begins experimenting with simple numerical sequences and the transformation of calendar dates, without close contact with the local art scene. simultaneously, düsseldorf gallerist konrad fischer exhibits her work; in 1972, she is featured in the fifth documenta, and later leo castelli becomes her representative. time passes, and darboven continues her writing.

to infer the nature of an artist from their work would misrepresent darboven’s unique reality, as her art permits both hermetic and open-ended interpretations. labels such as autistic, misanthropic, or simply shy and eccentric hold little weight. what is certain, however, is her extraordinary focus. from a young age, hanne darboven displays remarkable musical talent, which she initially places secondary to her visual art. later, her early musical themes, written as scores, are arranged by professional musicians into works for solo or orchestral performance, blending mathematically constructed structures with classical themes. in her later work, technological advancements allow her to complete computational projects envisioned in the 1970s and transform mathematical drawings into sculptures. darboven’s final motto: „my secret is that i have none.“

iir, december 2024

hanne darbovens schulweg ist lang, also wird sie vom chauffeur ihres vaters gefahren. das walddörfer-gymnasium in hamburg volksdorf hat eine künstlerische aussrichtung, musik, theater und bildnerische gestaltung werden speziell gefördert. wir sehen die junge frau auf dem rücksitz des wagens, wie die norddeutsche, karge landschaft an ihr vorrüber gleitet, und mit ihr die zeit. die öffentlichkeitsscheue künstlerin wird sich zeitlebens mit ihr beschäftigen, in der auseinandersetzung  und bewältigung der/ihrer wirklichkeit. darboven ist musikalisch begabt, künstlerisch interessiert aber die kombination mit mathematischen strukturen wird sie zu einer herausragenden protagonistin der konzeptkunst machen. der unsinn der dinge, so die künstlerin, bringt sie dazu, statt emotionen auszudrücken, ihre beobachtungen in zahlenkonstruktionen umzudenken und diese zu notieren – in der aufzeichnenden durcharbeitung vollzieht sich darbovens sinn von dasein. indem sie den dingen einen nennwert beimisst, speichert sie sich, ihre biographie und erlebtes zeitgeschehen in einem performativen, seriellen schreibverfahren.

in ihrer ur-these verrät uns darboven die transformierende formel: eins + eins = eins zwei. zwei = eins zwei. weniger mathematsich begabte mögen einen fachmann konsultieren, aber der zugang zu der künstlerins hochkomplexer kreation verbirgt sich nicht in der dekodierung ihres ordnungssystemes, eher in ihrem denken selbst. die in museumswänden füllenden, seriellen blattabfolgen inklusive bürokratisch anmutender rahmung gebündelte zeit ihrer existenz sagt – ich war da, ich habe gesehen, ich habe notiert. in einer vor-digitalen welt ist die händische, auktoriale niederschrift erinnerung und identitätsstiftung zugleich – ich schreibe, also bin ich. 1966/67 lebt die künstlerin in new york und beginnt, ohne engeren kontakt zur dortigen kunstszene, mit einfachen zahlenabfolgen und der umsetzung von tagesdaten zu experimentieren. zeitgleich stellt sie der düsseldorfer gallerist konrad fischer aus, 1972 ist sie auf der fünften documenta vertreten, leo castelli wird sie sodann vertreten. die zeit rennt und hanne darbovens beobachtungen lassen uns vermuten, dass diese dort, auf der 800 meter langen aschenbahn endlos ihre kreise dreht. die zeit vergeht und darboven vollzieht ihr schreibwerk.

von der wesensart einer künstlerin auf ihre arbeit schliessen zu wollen gleitet an darbovens individueller realität ab, da dieses sowohl hermetische als auch weltoffene  lesbarkeit zugleich zulässt. authistisch, misantrop oder einfach nur schüchtern und eigen sind mögliche zuweisungen von geringer bedeutung, aber eines ist sie gewiss – in einem höchstmass fokusiert. hanne darboven besitzt schon von kindesbeinen an eine besondere musikalische begabung, die sie zunächst ihrem bildnerischen werk hintan setzt. ihre frühen in notenfolgen niedergeschriebenen musikalischen themen lässt die künstlerin später von professionellen musikschaffenden in werke für solo oder orchester arrangieren, die sich mit einer mischung aus mathematisch erstellten strukturen unter verwendung klassischer themen beschreiben lassen. ebenfalls in ihrem spätwerk, gestattet es ihr die technologische entwicklung in den siebziger jahren angedachte rechenwerke zu vollenden und mathematische zeichnungen in skulpturen umzusetzen. darbovens motto zu guter letzt: ‚mein geheimnis ist, dass ich keines habe‘.

iir, december 2024