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katsushika hokusai
manga, 1814 onward

woodblock prints in fifteen volumes

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

hokusai

© katsushika hokusai

en
de

the society of the edo period delights in gallant depictions of elegant ladies, and even one or another renowned actor enjoys a certain popularity in costume and gesture. but common folk, or even farmers? finely exaggerated intimacies of courtesans from the pleasure quarters, sometimes portrayed with coarse humor in explicit poses alongside straining, virile samurai, are common. but a drunken, staggering, delirious, dancing sake vendor? and yet, the man who peers at the unnoticed inhabitants in thousands of finely observed drawings—watching their hands, over their shoulders, and even between their legs—takes a bold step. he publishes his first collection of these everyday scenes, simply titled manga, to great success. experts attribute this to his humorous portrayal, yet the three coloured woodblock-printed booklets offer more than just comical escapades of lowly origin.

katsushika hokusai depicts them drumming and cleansing themselves, but also captures cloud formations, sacred rocks, and of course geishas alongside their high-ranking suitors. none of this seems new, one might think, but the gifted ukiyo-e artist is a master of synthesis, presenting all elements of classical japanese art meticulously separated across distinct pages. ducks and foxes, whether as ordinary animals or in ghostly form, are included, as is the colorful spiritualization of the world known as shintō. with this unprecedented blend of entertainment, education, and the aforementioned omnipresent humor, hokusai becomes the comprehensive chronicler of the tokugawa shogunate’s golden age, mirrored in the daily hustle and bustle of streets and back alleys.

when an artist extracts the image of a tree from a work of high culture and returns it to lantern-makers and carpenters as an inexpensive, standalone print, the world of the grand also becomes the world of the humble. hokusai will create twelve of these compendiums, and even after his death in 1849, his pupils will benefit from his slowly fading fame with the release of three additional volumes. despite his sweeping depictions of every facet of life, it is his profound love for humanity and his genius in capturing the unselfconscious joy of human expression that ensures his transcendent immortality. does a crane need to understand the beauty of its courtship dance to perform it? if not, why does it dance? hokusai draws. throughout his various phases, he operates under different pseudonyms; the most fitting is gakyojin, which translates roughly as „mad about painting.“

iir, december 2024

Die Gesellschaft der Edo-Zeit erfreut sich an galanten Abbildungen feiner Damen. Auch der eine oder andere bekannte Schauspieler darf sich in Kostüm und Gebärde einer gewissen Beliebtheit erfreuen. Aber das gemeine Volk, oder gar Bauern? Fein überhöhte Intimitäten der Kurtisanen aus den grünen Vierteln, auch gerne derb in feuchter Pose mit gerecktem, sich anreichendem Samurai. Aber ein angesoffener, taumelnd delirierender, tanzender Sakehändler? Und doch: Der Mann, der den unbeachteten Bewohnern in tausenden von fein beobachteten Zeichnungen auf die Finger, über die Schulter und auch zwischen die Beine linst, wagt den Schritt und veröffentlicht seine erste Sammlung dieser Alltäglichkeiten, schlicht Manga genannt – mit großem Erfolg. Experten führen dies auf seine humorvolle Darstellungsweise zurück, aber die im dreifarbigem Holzdruck erstellten, gebundenen Heftchen bieten mehr als nur ulkige Eskapaden von niedriger Herkunft.

Katsushika Hokusai zeigt, wie sie trommeln und sich reinigen, aber auch Wolkenarten, heilige Gesteinsformationen und natürlich Geishas und die sie umgarnenden hohen Herren. Alles nicht neu, möge man meinen. Aber der begnadete Ukiyo-e-Künstler ist ein gemeiner Häcksler und präsentiert alle Bestandteile klassischer japanischer Kunst auf fein säuberlich getrennten Blättern. Enten und Füchse, als gewöhnliche Tiere oder in Geisterform, die buntfröhliche Spiritualisierung der Welt, genannt Shintō, darf auch mit in die Sammlung. Mit dieser bis dato ungesehenen Mischung aus Unterhaltung, Bildung und eben jenem erwähnten alles durchwandernden Ulk wird Hokusai zum allumfassenden Chronisten der Hochphase des Tokugawa-Shogunates, gespiegelt dort, im profanen Treiben der Straßen und Hinterhöfe.

Trennt ein Künstler das Abbild eines Baumes aus einem Werk der Hochkultur und gibt es den Lampionfertigern und Zimmerleuten als günstiges Druckwerk separat zurück, wird die Welt der Großen auch zu der der Kleinen. Hokusai wird zwölf dieser Kompendien erstellen, und auch nach seinem Tod 1849 können seine Schüler noch von seinem langsam verblassenden Ruhm profitieren, mit der Veröffentlichung weiterer drei Bände. Bei aller allumfassenden Darstellungswucht des Mannes ist die überragende Liebe zu den Menschen und die, alle Posen ihrer unbedarften Lebensfreude darstellende, Genialität der einfachste Garant für kulturüberspannende Unsterblichkeit. Der Kranich muss nicht um die Schönheit seines Liebesspiels wissen. Wenn er dies allerdings nicht tut, warum tanzt er dann? Hokusai zeichnet. In seinen verschiedenen Phasen operiert er unter unterschiedlichem Pseudonym; Gakyojin ist der wohl treffendste, den man sinngemäß mit „verrückt nach Malen“ übersetzen kann.

iir, december 2024