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n.n.
tatehagi okegawa-dô gusoku, ca. 18th century

metal, leather, bamboo, cotton & varnish, man size

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

n.n. japan

© collecione koelliker

en
de

yoroi, the term used for both western and far eastern armor, specifies no particular design and generally encompasses a breastplate, shoulder and upper arm protection, arm and leg guards, hand guards, an apron for thigh protection, and a protective skirt. additionally, it includes a face guard and helmet. the finely coordinated system of individual components, connected by up to 300 meters of cords, is designed for sword combat, adapting to movement by sliding into each other. if an opponent manages to jam the components, they become immobile. made of cotton and hardened leather, sometimes reinforced with metal, the vulnerable areas between the components—such as the backs of knees, groin, armpits, neck, elbow bends, and hands—are covered with metal plates but remain the primary target of opponents. the armor generally withstands musket fire and, weighing about 10–15 kg, is roughly half the weight of its european counterparts. however, if a successful attack brings the wearer down, the fight’s outcome is predictable.

the long development of yoroi concludes in the muromachi or ashikaga period. shortly thereafter, in 1603, the tokugawa shogunate pacifies the war-torn country for over 250 years and isolates it from the outside world. during the edo period, named after the shogunate’s seat of power (modern-day tōkyō), the economy and culture flourish. the shoguns ensure this stability with a clever strategy: the daimyōs, regional lords, are required to maintain a residence in their domain and another in the capital. their families are forbidden to leave edo. supporting two lavish households, combined with the obligation to alternate residence annually, incurs enormous expenses, leaving no resources for rebellion. the immediate threat of execution of family members further guarantees the pax tokugawa. instead of waging wars, lords develop their provinces, trade thrives, and with it, commerce and craftsmanship.

the warrior armor of the samurai lord, though still a symbol of power, now represents his position in a shrine rather than on the battlefield. isolated from the outside world for over two centuries, japanese culture refines itself, with the tea ceremony and garden design standing as exquisite examples of a country devoted to the ritualization of everyday life. edo-period yoroi does not escape this aesthetic transformation. from the late 16th century onward, black armor, created with new dyeing techniques, becomes highly fashionable. the edges of this particular example are covered with gilded leather and silver-thread trim, and the owner’s thighs are doubly protected with reinforcements. the fan-shaped decorations indicate the akita clan from miharu; tozama-daimyōs from fukushima and former opponents of the tokugawas. any misstep results in the loss of rights and property—a humorous explanation for the emphasis on strengthening the warrior’s core.

iir, december 2024

Yoroi, das Wort für sowohl westliche als auch fernöstliche Rüstungen, benennt keine Spezifikationen und umfasst im Allgemeinen Brustpanzer, Schulter- und Oberarmschutz, Arm- und Beinschienen, Handschutz, eine Schürze als Oberschenkelschutz sowie eine Panzerschürze. Hinzu kommen Gesichtsschutz und Helm. Das durch bis zu 300 Meter Bänder fein aufeinander abgestimmte System der einzelnen Elemente ist dem Schwertkampf entsprechend geformt, um sich der jeweiligen Bewegung, ineinander verschiebend, anpassen zu können. Verkantet ein möglicher Gegner die Bauteile, werden sie unbeweglich. Aus Baumwolle und gehärtetem Leder gearbeitet, mitunter durch Metall verstärkt, sind es gerade die Stellen zwischen den einzelnen Bestandteilen, die zwar mit Metallplättchen geschützt, dennoch das Hauptziel des Gegners darstellen: Kniekehle, Schritt, Achsel, Hals, Armbeuge und Hände. Die Rüstung hält dem Beschuss von Musketen in der Regel stand, mit ca. 10–15 kg wiegt sie etwa die Hälfte ihrer europäischen Varianten. Bringt ein erfolgreicher Angriff den Träger allerdings zu Fall, ist das Kampfende vorhersagbar.

Die lange Entwicklung der Yoroi ist in der Muromachi- oder Ashikagazeit abgeschlossen. Unmittelbar danach befrieden die Tokugawa-Shogune im Jahre 1603 das ewig von Kriegen verwüstete Land für über 250 Jahre und schotten es nach außen hin ab. In der nach ihrem Regierungssitz Edo, dem heutigen Tōkyō, benannten Zeit erblühen Wirtschaft und Kultur, deren Fortbestand die Shogune mit einem simplen Trick zu wahren wissen. Die Daimyōs werden als Fürsten ihrer jeweiligen Region gezwungen, sowohl dort eine Residenz als auch einen Wohnsitz in der Hauptstadt zu unterhalten, ihre Familie darf Edo nicht verlassen. Der Unterhalt zweier repräsentativer Haushalte, kombiniert mit der Auflage, jeweils ein Jahr hier und dort im äußerst aufwändigen Wechsel zu verbringen, verschlingt massive Geldsummen, die so nicht für einen Aufstand genutzt werden können. Die Gefahr der sofortigen Exekution ihrer Angehörigen sichert darüber hinaus den Pax Tokugawa. Statt Land zu erobern, entwickeln die Fürsten nun ihre Provinzen. Der Transport von Waren floriert, und mit ihm die Handels- und Handwerksunternehmen.

Die Kriegerrüstung des Samuraifürsten, zwar immer noch Insignium der Macht, repräsentiert nun im Schrein dessen Position und nicht mehr auf dem Schlachtfeld. Von der Außenwelt über zwei Jahrhunderte abgeschlossen, verfeinert sich die japanische Kultur – Teezeremonie und Gartenwesen sind wunderbare Beispiele eines Landes, das sich der fokussierten Ritualisierung des Alltags hingibt. Die Yoroi der Edo-Zeit entgehen dieser Ästhetisierung nicht. Ab dem Ende des 16. Jahrhunderts sind mithilfe neuer Färbetechniken schwarze Rüstungen schwer à la mode. Die Ränder dieses Exemplars sind mit vergoldetem Leder und versilbertem Zwirn überzogen, des Eigners Oberschenkel durch Verstärkung doppelt geschützt. Die Form der Verzierungen verweist in ihrer Fächerform auf den Akita-Clan aus Miharu, also Tozama-Daimyōs aus Fukushima und somit ehemalige Gegner der Tokugawas. Beim kleinsten Vergehen büßen diese mit dem Verlust von Rechten und Besitz – eine amüsante Erklärung der Stärkung der ritterlichen Körpermitte.

iir, december 2024