oskar schlemmer
bauhaus logo, 1922
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while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:
© oskar schlemmer
in the stuttgart artist association üecht, founded in 1919 as a subsection of the berlin november group, oskar schlemmer, together with willi baumeister, formulates a hopeful renewal of art and society. the separation of education from the state is a major concern for adolf hölzel’s students, with discussions even about dissolving art academies entirely. a revolutionary wave sweeps across germany, the kaiser abdicates, and the weimar republic, under the leadership of friedrich ebert, promises to sweep away not only the hated reform inertia of the spiked-helmet monarchy. in the same year, walter gropius transforms the grand-ducal saxon art school in weimar into the bauhaus, a cradle of modern avant-garde style. the core idea of this new teaching is the unification of all arts, whether fine, performing, or applied. the collaboration of craftsmen and artists, the breaking down of social distinctions, and a commitment to international understanding give this institution its revolutionary and enduring impact.
schlemmer’s talent as a draftsman earns him a scholarship at the academy of fine arts, and in 1913, he becomes the master student of adolf hölzel, a pioneer of abstraction. through experimental combinations of dance, stage, and costume, schlemmer first performs parts of his „triadic ballet“ in 1916. in 1920, he is appointed head of the wall-painting workshop at the bauhaus. his work, unaligned with any known style, and his abstraction of human figures into universal puppet-like forms quickly make him world-famous. „man as measure and center“ encapsulates his shift from portraiture to typology and from interior settings to spatial concepts. the idea of the total artwork, integrating all arts, defines the school’s ambition. the diverse influences converge in the school, now relocated to dessau. henry van de velde’s teachings, influenced by japanese edo-period interior design, coexist with theo van doesburg’s ideas of simple, cubic forms.
the bauhaus logo serves as both a unifying symbol and a manifesto, perceived as such by a reactionary society. one year before adolf hitler’s election as chancellor in 1933, the national socialist party, after winning a local election, closes this haven of unnatural expressions – the hunt begins. representatives of modern art are deemed degenerate and are publicly displayed in large-scale exhibitions as enemies of the people. what remains is emigration or a long, bleak path into solitude and nostalgia for past times. germany will never recover artistically from this brutal draining of its creative elite. the protagonists are scattered to the winds, and even long after the downfall of the small-mustached tyrant in 1945, the consequences of this hysterical eradication of un-german thought leave glaring voids. oskar schlemmer dies in 1943 from severe physical and emotional stress. however, his name endures, honored through the presentation of his works at the first three documenta exhibitions in kassel.
iir, december 2024
In der Stuttgarter Künstlervereinigung Üecht, als Untersektion der Berliner Novembergruppe 1919 gegründet, formuliert Oskar Schlemmer, unter anderem mit Willi Baumeister, eine hoffnungsvolle Erneuerung von Kunst und Gesellschaft. Die Trennung von Ausbildung und Staat ist den Adolf-Hölzel-Studenten ein großes Anliegen; von der Auflösung der Kunstakademien gar ist die Rede. Eine revolutionäre Welle überspült das deutsche Land, der Kaiser dankt ab, und mit der Weimarer Republik verspricht eine parlamentarische Demokratie unter der Leitung Friedrich Eberts, nicht nur die verhasste Reformstarre der pickelhaubigen Monarchie hinwegzufegen. Im selben Jahr wandelt Walter Gropius die Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar in den stilprägenden Schoß moderner Avantgarde um – das Bauhaus. Grundgedanke der neuen Lehre ist eine Verbindung aller Künste, sei es der bildenden, darstellenden oder angewandten. In der Arbeitsgemeinschaft von Handwerkern und Künstlern, dem Aufbrechen gesellschaftlicher Unterschiede und einer über allem liegenden Völkerverständigung findet sich der revolutionäre, die Zeiten überdauernde Sprengkraft dieser neuen Institution.
Schlemmers zeichnerische Begabung verschafft ihm ein Stipendium an der Akademie der Bildenden Künste. 1913 wird er Meisterschüler des Wegbereiters der Abstraktion, Hölzel. In der experimentellen Kombination von Tanz, Bühne und Kostüm führt Schlemmer sein „Triadisches Ballett“ 1916 erstmals in Teilen auf. 1920, als Leiter der Werkstatt für Wandmalerei an das Bauhaus berufen, macht ihn sein keinem bekannten Stil zuzuordnendes Werk – vor allem aber die Reduktion menschlicher Figuration auf eine abstrahierend-universelle Puppenform – rasch weltberühmt. „Der Mensch als Maß und Mitte“ ist Kernaussage einer Hinwendung vom Porträt zum Typus und weg vom Interieur hin zum Raum. Die Idee des Gesamtkunstwerks als Ziel bildnerischer Tätigkeit unter Einbeziehung aller Künste prägt das Streben der Schule – eine Vielzahl unterschiedlichster Einflüsse bündeln sich in dem mittlerweile nach Dessau umgezogenen Haus. Henry van de Veldes, von japanischer Innenarchitektur der Edo-Zeit beeinflusste Lehre, findet sich ebenso wie Theo van Doesburgs Auffassung einer einfachen, kubischen Form.
Das Bauhaus-Logo ist ideale Bündelung und Kampfansage zugleich, die von einer reaktionären Umwelt als solche auch wahrgenommen wird. Ein Jahr vor der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 schließt dessen nationalsozialistische Partei nach einer gewonnenen Gemeindewahl diesen Hort „wiedernatürlicher Entäußerungen“ – die Jagd beginnt. Die Vertreter moderner Kunst gelten als entartet und werden in großangelegten Ausstellungen als volkszersetzende Feinde vorgeführt. Was bleibt, ist Emigration oder der lange und düstere Weg in die Einsamkeit und Erinnerung vergangener Zeiten. Deutschland wird sich von dieser brutalen Ausblutung künstlerisch kreativer Höchstleistungen nie wieder erholen. Deren Protagonisten sind in alle Winde zerstreut, und auch lange nach dem fatalen Ende des kleinschnäuzigen Wüters 1945 hinterlassen die Folgen dieser hysterischen, mit allen Mitteln durchgesetzten Ausmerzung „unvölkischen“ Gedankengutes gähnende Leerstellen. Oskar Schlemmer stirbt 1943 an den Folgen schwerer seelischer und körperlicher Belastungen. Sein Name hingegen strahlt weiter und wird mit der Präsentation seiner Werke auf den ersten drei Documentas in Kassel geehrt.
iir, december 2024