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pablo picasso
joueurs de ballons sur la plage, 1928

oil on canvas, 21,7 x 41,2 cm

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

pablo picasso
en
de

basically, even behind the most authentically passionate appearance, a certain amount of calculation can be assumed, and every contemporary series set in ancient rome lets the camera gleefully linger on the childishly scrawled innuendo of genital anatomy – and then does it again; not only the hbo series with the fitting name ‘rome’ indulges in the grand depictions of simplified male or female genitalia. pablo picasso also enjoys snacking on the inexhaustible bag of vulgarization, followed by jean dubuffet and willem de kooning. the playful handling of sexualized, crunchy imagery produces pleasurable sensory delights, giving the term “wet canvas” a smug double meaning. the cheeky, happy reduction of vagina and anus to strokes and dots suggests an eleven-year-old, anatomically clueless, pubescent taxi dancer, but it is primarily dubuffet who, following picasso, joyfully showcases a wide creative variety in his depiction of the lower body exits.

as a half-hearted excuse, one could point to the relatively small size of the canvas, but the zigzagged shape of the female breasts hints at a real knee-slapper, leaving one to humorously imagine picasso in the summer of ’28 enjoying more than just playing with a ball on the beach. throughout all his phases, which wave-like approach the abstraction of human physiognomy, especially the female body, a hint of mischief glimmers through the swiftly applied paint. but nowhere is the grin of the life-loving spaniard more broadly written across his face than here. you can accuse the master of having a complicated relationship with his women, but not his art. although one should not ponder long over what ignites the painter’s desire in this little masterpiece, it also serves as a historical document of a carefree lightness, the kind of which would never return after the second world war. picasso himself is now forty-seven, and the summer of his life is also turning towards autumn.

those born in malaga enjoy the privilege of having a long list of first names, and so pablo diego josé francisco de paula juan nepomuceno maría de los remedios cipriano de la santísima trinidad ruiz picasso already has plenty to share during his introduction. his father, a still life painter and art teacher, inspires the young picasso to early mastery, and the rest is legend. in countless rounds, hobby boxer pablo strikes the bell of artistic innovation, shaping the image of the relentless classical modernity, for no one can conjure great art as effortlessly as he seems to do. while others endure hellish torment, pablo dances on the beach. it’s this joyful lightness of picasso that makes the often struggling artist’s life in the middle of the last century seem so charming and desirable. the silence of duchamp is overrated, says joseph beuys. at least this does not produce as many imitators as picasso’s endlessly chattering narrative. nowadays, people see things differently, but that’s another story.

iir, september 2024

Im Grunde genommen darf selbst hinter der authentischst daherkommenden Leidenschaft ein gewisses Maß an Kalkül vermutet werden, und jede im antiken Rom spielende, zeitgenössische Serie lässt die Kamera genüsslich über die wie von Kinderhand geschmierten Anzüglichkeiten genitaler Anatomie schweifen – und dann gleich noch einmal. Nicht nur die HBO-Serie mit dem bezeichnenden Namen “Rome” kann von den mächtig inszenierten, männlichen oder weiblichen Geschlechtsteilvereinfachungen lassen. Auch Pablo Picasso nascht gerne an der unermüdlichen Wundertüte der Vulgarisierung, und in der Folge ebenso Jean Dubuffet und Willem de Kooning. Das Fingern im knusprig sexualisierten Krokant erzeugt wohlig durchtriebene Sinnesfreuden, und der Begriff “feuchte Leinwand” erhält so seine süffisante Doppeldeutigkeit. Die frechfröhliche Art der strich- und punktförmigen Reduzierung von Vagina und Anus darf hier einen elfjährig anatomiefernen, pubertierenden Vortänzer vermuten, aber es ist vor allem Dubuffet, der in der Nachfolge Picassos eine äußerst freudig-gestalterische Vielfalt mit der Ausformulierung der unteren Körperausgänge an den Tag legt.

Als augenrollende Entschuldigung ließe sich noch die relativ zierliche Größe der Leinwand anführen, aber auch die zickzackformulierte Gestaltung der weiblichen Brüste deutet auf einen echten Schenkelklopfer. So kann man nur schmunzelnd vermuten, dass Picasso im Sommer ’28 nicht nur den Ball am Strand genüsslich bespielen kann. In all seinen sich wellenförmig der Abstraktion menschlicher Physiognomie, vor allem der weiblichen, nähernden Phasen blitzt der Schelm durch die flink aufgetragene Farbe, aber nirgendwo sonst ist das Grinsen des das Leben feiernden Spaniers breiter ins Gesicht geschrieben als hier. Man kann dem Meister ein zwiespältiges Verhältnis zu seinen Frauen vorwerfen, nicht aber seiner Kunst. Wiewohl man anhand dieses kleinen Meisterwerkes nicht lange rätseln sollte, was des Malers Begier entfacht, ist es aber gleichwohl auch Zeitdokument einer unbekümmerten Leichtigkeit, die sich dergestalt nach dem Zweiten großen Krieg nie wieder einstellen wird. Picasso selbst ist nun siebenundvierzig, und auch sein Sommer des Lebens wendet sich dem Herbst zu.

Wer in Málaga geboren ist, genießt die große Freude an einer ganzen Reihe von Vornamen, und so hat Pablo Diego José Francisco de Paula Juan Nepomuceno María de los Remedios Cipriano de la Santísima Trinidad Ruiz Picasso schon bei seiner persönlichen Vorstellung eine Menge zu erzählen. Sein Vater, Stilllebenmaler und Kunstlehrer, inspiriert den Jungen zu sehr früher Meisterschaft – der Rest ist Legende. In unzähligen Runden wird der Hobbyboxer Pablo den Gong der künstlerischen Neuerung schlagen und so das Bild der unermüdlichen, klassischen Moderne prägen, denn so leicht, wie es ihm zu gelingen scheint, große Kunst zu zaubern, kann es keiner. Wenn die anderen Höllenqualen erdulden, tänzelt Pablo auf dem Strand. Es ist diese freudige Leichtfüßigkeit Picassos, die das brotlose Künstlerleben in der Mitte des letzten Jahrhunderts so charmant und erstrebenswert erscheinen lässt. Das Schweigen Duchamps wird überbewertet, so Joseph Beuys. Zumindest produziert es zu dieser Zeit nicht ansatzweise so viele Nachahmer wie die unentwegt plaudernde Narration Picassos. Heutzutage empfindet man die Dinge anders, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

iir, september 2024