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this episode:
elisabeth II
queen
dei gratia regina fidei defensor
2025
when the woman dies after 70 years of reign, she has held the role of queen 25 years longer than her namesake elizabeth I, and her successor, king charles III, is himself at an age when people in other professions have long been flirting with retirement. the windsors, burdened until 1917 with the german name sachsen-coburg and gotha, have had very bad experiences with an early abdication, which is the reason elizabeth II ascends to the throne at all. edward VIII, her uncle, in 1936 passes it on to her father george VI, partly because he intends to marry a common and divorced woman, but also because his flirtations with right-wing movements of the 1930s weigh heavily. george VI is not really made for this office, dies young, and thus makes way for elizabeth II, who from 1952 onward, at the tender age of 25, will wield the scepter for seven decades. the drastic and critical questioning of the monarchy itself through the unstatesmanlike behavior of edward VIII shapes the young queen throughout her life, and she takes her anointing as god’s chosen one as an occasion to defend the office and its accompanying duties to the utmost – though with her characteristic composure and charm. thus she cannot and will not, out of learned history, vacate her place at a suitably dignified age – and consequently neither will her son charles.
to call elizabeth down-to-earth may be presumptuous – a sense of duty fits better. and so she serves, without the slightest notion of her future path, in world war II as a mechanic for trucks. decades later she personally drives the saudi crown prince across her estates, and alongside her massively filled full-time job, she joyfully raises her four children. as the representative of the united kingdom, the commonwealth, and a whole series of other institutions, she is one of the few powerful women in a male-dominated world, yet dealing with certain fellow women is difficult for her – always from the preserving perspective of her state-bearing role. margaret thatcher, the “iron lady” and advocate of a free market with fatal consequences for england’s economy, meets with her disapproval, even though such judgment does not befit her relationship with the prime minister. thatcher’s radical reforms divide the country in the long term, while the queen – without any real power – tries to hold it together. the daughters-in-law of her son and grandson also meet resistance from the queen: the young women find the protocol-bound framework of the court too narrow, but again elizabeth holds the routines and rules firmly in hand – and in doing so loses both the individuals and the understanding of coming generations.
that later openly fought confrontation with lady diana, the so-called “princess of hearts,” and especially her tragic death, leaves a broad public saddened by the missed chance for a softening of outdated etiquette – meghan markle years later rides away from court for the same reason, under similar media frenzy. elizabeth II’s reign spans multiple upheavals of the world: from modernity to postmodernity, from the beginnings of globalization to its political decline, and to the erosion of a democratic ideal whose values she, though proud and resolute, ultimately cannot hold together. to the clumsy and ill-mannered american president – symbol of a dawning new dark age – she responds with smiling confidence. and though she can certainly not be called a representative of feminist thought, the image of a strong-willed woman of the old kind is carved into history through her – and perhaps only through her. true power – and she demonstrates this to us in every possible form – cannot be demanded or arrogantly declared – one must have it deeply rooted within oneself to exercise it effectively. elizabeth II embodies in pure form not only the splendor and glory of past epochs; she is also a true representative of tireless dedication to the core of an idea, even if that means continually setting aside one’s own personality.
iir, october 2025
Als die Frau nach 70 Jahren der Regentschaft verstirbt, hat sie die Rolle der Königin 25 Jahre länger ausgefüllt als ihre Namensvorgängerin Elisabeth I., und ihr Nachfolger, König Charles III., wird selbst in einem Alter sein, in dem andere Berufssparten schon länger mit der Rente liebäugeln. Die Windsors, bis 1917 mit dem deutschen Namen Sachsen-Coburg und Gotha behaftet, haben sehr schlechte Erfahrungen mit einer frühzeitigen Abdankung, deretwegen Elisabeth II. überhaupt den Thron besteigt. Edward VIII., ihr Onkel, überlässt 1936 diesen ihrem Vater Georg VI., zum einen, weil er eine bürgerliche und geschiedene Frau zu ehelichen gedenkt, aber auch seine Liebäugeleien mit den rechten Strömungen der 30er-Jahre wiegen schwer. Georg VI. ist nicht wirklich für dieses Amt geschaffen, verstirbt früh und macht so Platz für Elisabeth II., die ab 1952 im zarten Alter von 25 Jahren für sieben Jahrzehnte lang das Zepter schwingen wird. Die drastische und kritische Hinterfragung der Monarchie an sich durch das unstaatsmännische Verhalten Edward VIII. wird die junge Königin ein Leben lang anhaltend prägen und sie wird ihre Salbung als Gottgesandte zum Anlass nehmen, das Amt und seine damit einhergehenden Pflichten aufs Äußerste zu verteidigen – wenn auch mit der ihr eigenen Gelassenheit und Charme. So kann und will sie nicht, aus gelernter Geschichte heraus, den Platz in einem entsprechend würdigen Alter räumen – und in Folge natürlich auch nicht ihr Sohn Charles.
Elisabeth als bodenständig zu bezeichnen, ist möglicherweise vermessen – Pflichtbewusstsein passt schon eher. Und so leistet sie, ohne im Entferntesten ihren weiteren Werdegang vorausahnen zu können, den Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg als Mechanikerin von Lastwagen. Den saudischen Kronprinzen wird sie Jahrzehnte später über ihre Ländereien eigenhändig fahren und neben ihrem täglich massiv ausgefüllten Vollzeitjob freudig ihre vier Kinder großziehen. Als Repräsentantin des Vereinigten Königreiches, des Commonwealth und noch einer ganzen Reihe anderer Institutionen ist sie in einer von Männern dominierten Welt eine der wenigen mächtigen Frauen, doch der Umgang mit bestimmten Geschlechtsgenossinnen fällt ihr – immer aus der erhaltenden Perspektive ihrer staatstragenden Rolle heraus – schwer. Margaret Thatcher, der „Eisernen Lady“ und Vertreterin eines freien Marktes mit fatalen Folgen für die Wirtschaft Englands, widerfährt ihr Unmut, obwohl ihr dies in ihrem Verhältnis zur Premierministerin nicht zusteht. Thatcher spaltet mit ihren radikalen Reformen auf Dauer das Land, das die Regentin – ohne tatsächliche Machtbefugnis – zusammenhalten möchte. Auch die eingeheirateten Gattinnen ihres Sohnes und Enkels stoßen bei der Königin auf Gegenwehr: Den jungen Frauen ist der protokollbestimmte Rahmen des Hofes zu eng, doch wiederum hält Elisabeth die routinierten Regeln streng in der Hand – und verliert dabei sowohl die jeweiligen Menschen als auch das entsprechende Verständnis kommender Generationen.
Eben jene später offen geführte Auseinandersetzung mit Lady Diana, der vom Volksmund so genannten „Prinzessin der Herzen“, und im Speziellen deren tragischer Tod lässt eine breite Öffentlichkeit ob der verpassten Chance einer Öffnung antiquiert wirkender Etikette zurück – Meghan Markle wird Jahre später aus demselben Grund vom Hofe reiten, unter entsprechendem Medienrummel. Elisabeths II. Amtszeit umspannt eine mehrfache Umstülpung der Welt: von der Moderne über die Postmoderne, von den Anfängen der Globalisierung über deren politischen Niedergang und die Aushöhlung einer demokratischen Idee, deren Werte sie, obwohl stolz und bestimmend, schlussendlich nicht zusammenhalten kann. Dem tumb-tapsig und unerzogen wirkenden amerikanischen Präsidenten – Sinnbild einer heraufdämmernden neuen Unzeit – begegnet sie mit lächelnder Selbstsicherheit, und obwohl sie mit Sicherheit keine Vertreterin feministischer Gedankenmodelle darstellen kann, ist das Bild einer willensstarken Frau alten Schlages durch sie – und möglicherweise nur durch sie – in die Geschichte eingemeißelt. Wahre Macht – und das führt sie uns in allen möglichen Varianten vor – kann man nicht verlangen oder frech herbeireden – man muss sie tief in sich verankert besitzen, um diese auch effektiv durchsetzen zu können. Elisabeth II. verkörpert in Reinform nicht nur Glanz und Glorie vergangener Epochen; sie ist darüber hinaus eine wahre Vertreterin dafür, unermüdlich für den Kern einer Idee einzustehen – auch wenn man die eigene Persönlichkeit darin möglicherweise stetig zurückstellen muss.
iir, oktober 2025
elisabeth II by cecil beaton