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this episode:
philippe de broca
cinéaste
1933 -2004
all things divine happen without effort
2025


taken from de broca’s 1964 work un monsieur de compagnie, the aeschylus quote “all things divine happen without effort” provides a meaningful framework for the postwar french fantasy, spreading in wide waves, of living like god in france—and celebrating this dream on film in an epic fashion. if any additional effort should seem necessary, it may be accompanied by a naturally effortless smile, underlining the staged lightness with one more exclamation mark. madame/monsieur rises from bed, a baguette under the arm on the way to the next table, only to replace it—now satisfied—with a flower, as they unhurriedly seek a new partner for, indeed, the bed. de broca’s sharply observed and heightened analyses of french quirks and clichés sweep his audience into an ever-thickening, breathless intoxication, whose uniquely manic energy far exceeds the usual comedic charm of his contemporaries. with this same apparent ease, the director elegantly leads his gasping viewers by the nose through a circus of cascading, ever-escalating surrealist tableaus, joyfully surrendering to jean-pierre cassel’s monumental smelling organ.
two years later, de broca effortlessly ups the ante with le roi de coeur, chasing his now-international fanbase through goyaesque panels in a madcap anti-war film. set in the chaos of world war i, a village abandoned by its residents and now inhabited by liberated patients of the local asylum, a bomb, and stoically dueling british and german soldiers come together in a screamingly joyful, yet tragically absurd, game of ring-around-the-rosy. a financial disaster though, the film is considered de broca’s masterpiece—not least thanks to a magnificent cast including pierre brasseur, michel serrault, geneviève bujold, and the wide-eyed, wandering alan bates, whom the lunatics promptly declare their king, le roi de coeur. the specifically french strategies of nourishment and reproduction are replaced by a shivering, silly yearning for pure existence, where survival gives way to the over-dramatized immediacy of the moment. when the dust settles, the villagers return to their homes, the asylum patients to the safety of their institution, and the audience calms itself with a glass of something alcoholic. the brilliantly arranged spectacle may well have inspired the more subdued films of wes anderson.
with jean rochefort’s precisely disheartened portrayal of an aging charmer, de broca sets an unflinching final chord to the fading, mustachioed patriarchy in le cavaleur (1979). through whimsically twisted sequences of overlapping entanglements, the piano-savvy old casanova stumbles in circles among his former, no-longer, and perhaps future women, torn by a fictional dream of freedom that he lives inherently, but neither experiences nor feels. kept just barely on track by his agent’s calendar, the virtuoso still plays a beautiful hand over his instrument, yet remains entirely unaware of his own ridiculed existence as a tolerated dancing bear. the women smiling around him are masterfully played by nicole garcia, annie girardot, lucienne legrand, and danielle darrieux, and the hectic pace of earlier de broca films gives way to a gentle drifting of lost sheet music in the wind. the final scene presents a reconciled family patchwork, in a time where such a state arises more from calmness than necessity—but the doors are open, and the animal lies alone now. philippe de broca attains global fame through cheerful adventure films with jean-paul belmondo, yves montand or philippe noiret, but it is his fever-dreamlike phantasms that illuminate a european era through a national lens—an era whose end is ushered in decisively by the dawn of the capitalist 1980s.
iir, may 2025
Entnommen De Brocas 1964er Werk Un Monsieur de Compagnie, steht der Aischylos-Spruch „Alles Göttliche passiert ohne Anstrengung“ sinnspendend für den in breiten Wellen generierten Wunschtraum der Nachkriegsfranzosen, das Leben wie Gott in Frankreich zu genießen und dies auch in filmischer Form episch zu zelebrieren. Sollte darüber hinaus ein gewisses Zutun vonnöten erscheinen, darf man die Aktion getrost mit einem unaufwändig selbstverständlichen Lächeln garnieren, um so der inszenierten Leichtigkeit nur noch ein weiteres Ausrufezeichen hintanzustellen. Madame/Monsieur entsteigen dem Bett, unter dem Arm ein Baguette auf dem Weg zum nächsten Tisch, nur um dieses, gesättigt, durch eine Blume zu ersetzen – auf der unaufgeregt erfolgreichen Suche nach einem weiteren Partner für, genau, das Bett. De Brocas fein beobachtete und zugespitzte Analysen französischer Eigenarten und Klischees drehen sein Publikum mit in einen sich immer weiter verdichtenden, atemlosen Rausch, dessen ihm ureigene typische Hysterie den üblichen komödiantischen Charme seiner Zeitgenossen um ein Vielfaches überspannt. Mit eben jener scheinbaren Unangestrengtheit führt der Regisseur seine röchelnden Zuschauer am Nasenring elegant durch die Manege – der kaskadenhaften Aneinanderreihung sich unentwegt überbietender, surrealistischer Tableaus und Jean-Pierre Cassels monumentalem Riechorgan freudig erlegen.
Zwei Jahre später setzt De Broca mit Le Roi du Coeur noch leichtfüßig einen oben drauf und hetzt seine mittlerweile internationale Fangemeinde mit einem irrwitzigen Antikriegsfilm durch goyaeske Paneele. Angelegt in den Wirrnissen des Ersten Weltkriegs, bilden ein von den Anwohnern verlassenes, nun von befreiten Insassen des ansässigen Irrenhauses bevölkertes Dorf, eine Bombe und sich stoisch füsilierende britische und deutsche Soldaten ein fröhlich kreischendes, in seiner Tragik hindes unerhörtes Ringelreihen. Finanziell eine Katastrophe, gilt der Film dennoch als De Brocas Meisterwerk – unbenommen der grandiosen Besetzung mit Pierre Brasseur, Michel Serrault, Geneviève Bujold und dem fasziniert umhertappenden Alan Bates geschuldet, den die Irren umgehend zu ihrem König, Le Roi du Coeur, erklären. Die frankreichspezifischen Ernährungs- und Fortpflanzungsstrategien ersetzt ein schaudernd alberner Wunsch nach reiner Existenz, in dem sich das Überleben ersetzt durch die überreizte Dramatik des Augenblicks. Wenn sich der Staub legt, kehren die Dorfbewohner wieder zurück in ihre Häuser, die Irrenhäusler in die Sicherheitsversprechung des entsprechenden Heims, und auch das Publikum weiß sich mit einem Glase Alkoholisches wieder zu beruhigen. Wes Andersons in ruhigeren Bahnen geführte Filme dürfen dieser brillant arrangierte Rummel durchaus inspiriert haben.
Mit Jean Rocheforts präzise unseeliger Verkörperung eines alternden Charmeurs setzt De Broca in Le Cavaleur von 1979 einen erbarmungslosen Schlussstein des langsam ausblendenden, beschnurrbarteten Patriarchats. In kapriziös verwundenen Abfolgen sich gegenseitig überlappender Verbindlichkeiten stolpert der pianobeflissene Altcasanova zwischen seine Noch-, Nichtmehr- und möglichen zukünftigen Frauen im Kreis, hin- und hergerissen von einem fiktiven Traum von Freiheit, den er zwar immanent lebt, aber weder erlebt, geschweige denn verspürt. Vom Terminkalender seiner Agentin gerade eben in der Spur gehalten, führt der Tastenvirtuose zwar noch eine schöne Hand über sein Instrument, sein beschmunzeltes Dasein als geduldeter Tanzbär entgeht seiner Aufmerksamkeit allerdings gänzlich. Die ihn lächelnd umringenden Damen werden meisterlich von Nicole Garcia, Annie Girardot, Lucienne Legrand und Danielle Darrieux interpretiert, und die Hektik früherer De Broca-Filme weicht einer sich sanft durch den Wind übereinander schiebenden Ansammlung verlorener Notenblätter. Die Schlussszene gibt ein versöhnliches Familienpatchwork – in einer Zeit, in der dieser Zustand eher aus Gelassenheit entsteht denn aus Notwendigkeit. Aber die Türen sind geöffnet, und das Tier liegt nun alleine. Philippe De Broca gerät zu Weltruhm durch muntere Abenteuerfilme mit Jean-Paul Belmondo, Yves Montand oder Philippe Noiret, aber es sind seine wie im Fiebertraum zu durchwandernden Phantasmen, die eine europäische Epoche national beleuchten – deren Ende durch die heraufdämmernden, kapitalistischen 80er Jahre zielsicher eingeläutet wird.
iir, may 2025

alan bates in le roi de coeur, 1966