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via lewandowsky
artist, berlin

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2024

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photo © via lewandowsky

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the history of humanity circles in a deeply situated, infinite figure eight around the two concepts of acquisition and management. whatever the desire of the respective epoch may ignite must be obtained, preserved, and increased. it makes little difference whether these concerns are material or spiritual. once a thought has matured, it will not rest until it is completed and sated, or extinguished.

in the eternally radiant light of the happy, under the suspicious watch of the regrettably unsuccessful, tragedies line up. when in the bible the jealous act of the fratricide cain is cited as the cause of retribution for the envious sinner, the carefully posed question remains why the actual guilt of one is conditioned by the act of the other, and both are punished equally. read this way, the godly sacrifice automatically begets its shameful reaction; the idea of innocence perishes in the malicious indifference of a god who seemingly does not wish to be just and wise.

one man’s joy is another man’s sorrow is the popular formula of this connection, the flutter of a butterfly’s wings changes the world describes the esoteric interpretation. both stem from the logic of the inevitability of a conflict of competing desires and their resolution on a scale of violence. if we understand ourselves and the situational basis of our actions as products of an infinite web of interlocking battles of acquisition and management, a seemingly unsettling notion of randomness permeates the ostensibly fixed, assumed realities taken as facts.

to imagine that the flood of contemporary alternative facts is a phenomenon of the present and its spread cemented by the internet is as unhistorical as idolizing history itself as a manifestation of clarity and now lamenting its apparent loss. there have always been at least two variations of the outcome of an event and its interpretation available.

any ‚what if‘ fiction can thus serve as the basis for a possible alternative present, and so we cover five examples of contemporary architecture with the sculptural results of via lewandowsky’s 3d printer. originally plate-sized and made of plastic, the actual implementation on and in these impressive buildings requires a certain degree of technical finesse, which these designs may well lack. whether they are understood only as an artistic gesture, or if this setting alone, through its digital formulation, evokes a hint of another, parallel thought, is of minor importance. the audience decides, it can and should. as always.

iir, june 2024

Die Geschichte der Menschheit umkreist in einer tief liegenden, unendlichen Acht die beiden Begriffe Erlangen und Verwalten. Was auch immer die Sehnsucht der jeweiligen Epoche erglühen mag, muss bekommen, erhalten und vermehrt werden. Dabei ist es von geringem Unterschied, ob es sich hierbei um materielle oder spirituelle Belange handelt. Ist der Gedanke erst einmal gereift, wird er nicht ruhen, bis er zu Ende gebracht und gesättigt oder abgetötet ist.

Im ewig strahlenden Lichte des Glücklichen, unter der misstrauischen Belauerung des bedauerlich Erfolglosen, reihen sich die Tragödien aneinander. Wenn in der Bibel die eifersüchtige Tat des Brudermörders Kain die Verdammung des geifernden Neiders als Ursache zur Sühne aller herangezogen wird, verbleibt die vorsichtig zu stellende Frage, warum sich die tatsächliche Schuld des einen bedingt durch die Tat des anderen, und beide gleichermaßen bestraft werden. So gelesen zieht das gottvolle Opfer automatisch die schändliche Reaktion nach sich; die Idee der Unschuld erstirbt an der boshaften Indifferenz eines so gar nicht gerecht und weise sein wollenden Gottes.

Des einen Freud ist des anderen Leid gilt als populäre Kurzformel dieses Zusammenhangs, der Flügelschlag eines Schmetterlings verändert die Welt beschreibt die esoterische Interpretation. Beiden entspringt die Logik der Unabwendbarkeit eines Konfliktes konkurrierender Wünsche und deren auf einer Gewaltskala variierender Austragung. Begreifen wir uns und die situative Grundlage unserer Handlungen als die Produkte einer unendlichen Verknüpfung ineinandergreifender Erlangungs- und Verwaltungskämpfe, durchdringt eine vermeintlich beunruhigende Ahnung der Zufälligkeit die scheinbar fest gefügten, als Fakten angenommenen Realitätsannahmen.

Sich einzubilden, die Flut zeitgenössischer, alternativer Fakten sei ein Phänomen des Jetzt und seiner durch das Netz gefestigten Verbreitungsstrategien, ist ebenso unhistorisch wie die Historie selbst als Manifestation der Eindeutigkeit zu vergöttern und deren scheinbaren Verlust nun zu bedauern. Es standen und stehen immer mindestens zwei Variationen des Ausgangs eines Geschehens und seiner Lesbarkeit zur Disposition.

Jede „Was wäre wenn“-Fiktion kann somit als Grundlage einer möglichen alternativen Gegenwart herangezogen werden, und so überziehen wir fünf Beispiele zeitgenössischer Architektur mit den skulpturalen Ergebnissen des 3D-Druckers Via Lewandowskys. Im Original tellergroß und aus Kunststoff, bedarf die tatsächliche Umsetzung an und in diesen beeindruckenden Bauwerken eines gewissen Maßes an technischer Finesse, die diesen hier vorliegenden Entwürfen ruhig fehlen darf. Ob sie nur als künstlerische Geste verstanden werden, oder aber diese Setzung allein schon durch ihre digitale Ausformulierung einen Anflug eines anderen, parallel zu verstehenden Gedankens evoziert, ist von niederer Bedeutung. Das Publikum entscheidet, es darf das und soll das. Wie immer.

iir, june 2024 

via lewandowsky
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