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mitgehört
this episode:
daniel kujawa
fashion designer, berlin

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in his column “mitgehört”, martin raabenstein interviews quite diverse people about what drives them musically. from formative moments to current highlights: with each episode, the jukebox of the filter swarm becomes more colorful. this time: daniel kujawa. traditional asian cuts inspire the fashion designer for his own collections. he plays with volume and different layers to give wearers as much freedom as possible. loose fits and partially worn-looking structures define his style. he says his designs are a simultaneous study of the boundaries and freedoms that clothing dictates. how does such fashion come about, or: with what music? martin raabenstein asked.

dear daniel, could you briefly introduce yourself first? 

i was born in a small polish town near the russian border. for economic reasons, my parents moved with me and my sister to germany shortly after my birth – i grew up in essen, right in the heart of the ruhr area. that’s where i also completed my training as a garment technician. during that time, i was already working with a designer in düsseldorf. shortly after my training, almost reflexively, i started my own business, moved to berlin for love, and have been working as a designer for my own label ever since.

it’s great that you’re letting us peek into your musical life. before we dive in: what are you currently working on?

i’m trying to put together a new collection again. right now, research is still at the forefront. i’m trying a lot, experimenting with fabrics and new shapes – for the first time in a long time, i’m also getting back into dyeing. i can’t say exactly what will come of it yet. there are also many materials lying around that need to be used. some of them i haven’t touched in five years. beautiful wool fabrics, for example, but also remnants i brought back from japan.

what are you currently enjoying listening to? 

very different. my playlists are a chaotic mix. from viennese classical music and game music to j-pop and chansons, to experimental electronics, there’s really everything. however, three albums have particularly caught my attention at the moment: “keira” by susso, the electronic project with an afro touch by bassist huw bennett, “dans ma main” by jean-michel blais, and “assume form” by james blake.

what specifically fascinates you about them?

you must have a personal story about these records. huw bennett traveled to gambia for “keira,” recorded traditional music, and blended it with contemporary electronic sounds. i particularly like the balance the album strikes – neither element is incidental; they complement each other. jean-michel blais’ work reminds me of a mix between nils frahm and yann tiersen, both musicians whose work i greatly admire. his first album “il” was a discovery for me last year, and “dans ma main” has a feeling and an additional dimensionality that fascinates and inspires me. james blake is hard to explain. those who enjoy him know why they do or simply feel it. i think his music has a very unique, distinctive sound. i couldn’t think of any other artist to compare him to. for me, blake is tonal metaphor and soulful lyricism.

do you generally spend a lot of time with music?

i constantly have music around me. i need it while working, driving, and thinking. also to fall asleep. when i leave the house, i always have my music with me. sometimes that’s a hindrance because i often miss my stop on the subway.

do you remember the first time you came into contact with music? what is your oldest tonal memory?

my father was always a passionate dj in his spare time. my mother also listened to music all the time – music was something that came naturally to me. i grew up listening to artists like boney m, depeche mode, limahl, inxs, tlc, destiny’s child, deep purple and later britney spears. when I was three or four, my mother particularly enjoyed watching an Argentinian telenovela called „muñeca brava” starring natalia oreiro. oreiro also sang the theme song of the series „camblo dolor” – that was my three-year-old self’s absolute favorite song. 

your all-time favorite? track or album?

as an album, i will probably always be able to listen to „for emma, forever ago” by bon iver. meanwhile, my favorite track remains „cosmic love” by florence + the machine.

martin eugen raabenstein, first published @ das filter, 2019

In seiner Kolumne „Mitgehört“ befragt Martin Raabenstein ganz unterschiedliche Menschen, was sie musikalisch umtreibt. Von prägenden Momenten bis zu aktuellen Highlights: Die Jukebox des Filter-Schwarms wird mit jeder Folge bunter. Dieses Mal: Daniel Kujawa. Traditionelle asiatische Schnitte liefern dem Mode-Designer die Inspiration für seine eigenen Kollektionen. Dabei spielt er mit dem Volumen und unterschiedlichen Schichten, um den Träger*innen soviel Freiheit wie möglich zu geben. Lockere Passformen und zum Teil verschlissen wirkende Strukturen bestimmen seinen Stil. Seine Entwürfe, so sagt er, sind ein gleichzeitiges Studium der Grenzen und der Freiheit, die die Bekleidung vorgeben. Wie entsteht solche Mode, bzw.: mit welcher Musik? Martin Raabenstein hat nachgefragt.

Lieber Daniel, stell dich doch zunächst kurz vor.

Geboren wurde ich in einer polnischen Kleinstadt nahe der russischen Grenze. Aus wirtschaftlichen Gründen zogen meine Eltern kurz nach meiner Geburt mit mir und meiner Schwester nach Deutschland – aufgewachsen bin ich in Essen, mitten im Ruhrpott. Dort habe ich auch Ausbildung als Bekleidungstechniker abgeschlossen. Währenddessen arbeitete ich bereits bei einer Designerin in Düsseldorf. Kurz nach meiner Ausbildung habe ich mich eher reflexartig selbstständig gemacht, bin wegen der Liebe nach Berlin gezogen und arbeite seitdem als Designer für mein eigenes Label.

Schön, dass du uns in deinen musikalischen Alltag schauen lässt. Bevor es damit losgeht: Woran arbeitest du gerade?

Ich versuche mal wieder, eine Kollektion auf die Beine zu stellen. Zur Zeit steht noch die Recherche im Vordergrund. Ich probiere viel aus, experimentiere mit Stoffen und neuen Formen – seit Langem beschäftige ich mich erstmals auch wieder mit Färben. Ich kann noch nicht genau sagen, was da entsteht. Zudem liegen noch viele Materialien rum, die benutzt werden wollen. Manche davon habe ich seit fünf Jahren nicht angefasst. Wunderschöne Wollstoffe zum Beispiel, aber auch Reste, die ich aus Japan mitgebracht habe.

Was hörst du zur Zeit gerne?

Sehr unterschiedlich. Meine Playlisten bestehen aus einer wirren Mischung. Von Wiener Klassik und Game-Musik über J-Pop und Chansons bis zum experimentellen Elektronik ist wirklich alles dabei. Drei Alben haben es mir im Moment jedoch besonders angetan: „Keira“ von Susso, dem elektronischen Projekt mit Afro-Einschlag des Bassisten Huw Bennett, „Dans ma main“ von Jean-Michel Blais und „Assume Form“ von James Blake.

Was fasziniert dich ganz konkret daran? Du hast doch bestimmt eine persönliche Geschichte zu diesen Platten.

Huw Bennett ist für „Keira“ nach Gambia gereist, hat traditionelle Musik aufgenommen und sie mit kontemporären elektronischen Klängen vermengt. Besonders gefällt mir die Balance, die das Album hat – keines der beiden Elementen wird zum Beiwerk; sie ergänzen sich vielmehr. Die Arbeit von Jean-Michel Blais erinnert mich an eine Mischung aus Nils Frahm und Yann Tiersen, beides Musiker, deren Arbeit ich sehr schätze. Sein erstes Album „Il“ war letztes Jahr eine Entdeckung für mich, „Dans ma main“ hat ein Gefühl und eine zusätzliche Dreidimensionalität, die mich fasziniert und inspiriert. James Blake finde ich schwer zu erklären. Wer ihn gerne hört, weiß warum er es tut oder hat es einfach im Gefühl. Ich finde, dass seine Musik einen ganz eigenen, einzigartigen Klang hat. Mir würde kein anderer Künstler einfallen, mit dem ich ihn vergleichen könnte. Für mich ist Blake tonale Metaphorik und soulige Lyrik.

Verbringst du generell viel Zeit mit Musik?

Ich habe ununterbrochen Musik um mich herum. Ich brauche sie beim Arbeiten, Autofahren und zum Denken. Auch gerne zum Einschlafen. Wenn ich das Haus verlasse, habe ich meine Musik immer dabei. Das ist manchmal hinderlich, denn man verpasst auch gerne in der U-Bahn die Haltestelle, an der man aussteigen wollte.

Erinnerst du dich, wie du zum ersten Mal mit Musik in Berührung gekommen bist? Was ist deine älteste tonale Erinnerung?

Mein Vater war in seiner Freizeit schon immer ein passionierter DJ. Auch meine Mutter hat ständig Musik gehört – für mich was Musik etwas ganz Selbstverständliches. Ich bin mit Künstlern wie Boney M, Depeche Mode, Limahl, Inxs, TLC, Destiny’s Child, Deep Purple und später auch mit Britney Spears aufgewachsen. Als ich drei oder vier war, hat meine Mutter besonders gerne eine argentinische Telenovela namens „Muñeca Brava“ mit Natalia Oreiro in der Hauptrolle geschaut. Oreiro hat auch den Titelsong der Serie „Camblo Dolor“ gesungen – das war das absolute Lieblingslied meines dreijährigen Ichs.

Und dein All-time-favourite? Track oder Album?

Als Album werde ich mir wohl „For Emma, Forever Ago“ von Bon Iver immer anhören können. Mein Lieblings-Track bleibt derweil „Cosmic Love“ von Florence + The Machine.

martin eugen raabenstein, erstveröffentlicht @ das filter, 2019

daniel kujawa, mitgehört
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