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this episode: responsibility
lino steinwärder
carpenter & teacher, berlin

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world is a word, and words are worlds. martin eugen raabenstein in conversation with lino steinwärder, a carpenter & teacher in berlin, about the question of which word is important to him and why.

martin: dear lino! great to have you with us! would you briefly introduce yourself?

lino: of course, my name is lino steinwärder, i’m 29 years old and have been a master carpenter for 2 years. i’m self-employed and share a workshop with colleagues in berlin-wedding.

martin: why did you choose responsibility?

lino: on a personal level: i believe that everyone has the responsibility, within their own means, to do their best—for themselves and for others. responsibility, in my view, shouldn’t have a neoliberal tone like, „if everyone looks out for themselves, everyone is taken care of.“ instead, it should evoke a „now let’s roll up our sleeves and get to work“ moment. personal responsibility motivates me and has the potential to bring society closer together. civilian service, for example, is/was a wonderful melting pot for the most diverse characters and social backgrounds.

on a societal level: germany is a country that thrives on international trade and exports its goods worldwide. germany is responsible. germany is a country that exports weapons to nations with dubious leadership. germany is irresponsible. germany is a country that has taken in many ukrainians. germany takes responsibility. somewhere between these truths lies a part of what we as a society do, want, and fear. it’s the foundation of our wealth and a symbol of our hubris. how can we live up to this if not through responsibility?

martin: what role does this word play in your life?

lino: at the moment, i’m using this independence to build a carpentry business. ideally, i can create a few good jobs and train people. i volunteer and teach at a master craftsman school. i try to visit my grandma once a quarter and am not very good at keeping up with my friends or remembering birthdays. but when i do remember, i try my best to give meaningful gifts.

martin: can you teach responsibility to your students?

lino: that’s a tough question. i see the inner moral compass, and with it responsibility, as a deeply personal matter. everyone views responsibility differently, and since everyone at the master school is an adult, i don’t feel it’s my job to teach it. if i ever train apprentices in my business, the only way to instill responsibility will be to lead by example. let’s see if that works.

martin: dear lino! thank you so much for this exchange.

iir, december 2024

Welt ist ein Wort und Wörter sind Welten. Martin Eugen Raabenstein im Dialog mit Lino Steinwärder, Tischlermeister & Lehrer in Berlin, über die Frage, welches Wort ihm wichtig ist und warum.

Martin: Lieber Lino! Schön, dass du bei uns bist! Magst du dich bitte kurz vorstellen?

Lino: Na klar, mein Name ist Lino Steinwärder, ich bin 29 Jahre alt und seit 2 Jahren Tischlermeister. Ich bin selbstständig und habe mit Kollegen eine Werkstatt in Berlin-Wedding.

Martin: Warum hast du Verantwortung gewählt?

Lino: Zur persönlichen Ebene: Ich bin der Meinung, dass jede/r von uns die Verantwortung hat, im Rahmen der eigenen Möglichkeiten, sein Bestes zu geben – für sich und für die Mitmenschen. Verantwortung sollte nach meiner Lesart keine neoliberale Komponente à la „Wenn jede/r an sich denkt, ist an alle gedacht“ haben, sondern den „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“-Moment einläuten. Persönliche Verantwortung ist für mich Motivator und hat das Potenzial, die Gesellschaft wieder ein wenig mehr zusammenzuschweißen. Zivildienst als Beispiel ist/war ein wunderbarer Schmelztiegel für diverseste Charaktere und soziale Hintergründe.

Zur gesellschaftlichen Ebene: Deutschland ist ein Land, das vom internationalen Handel lebt und seine Waren in die gesamte Welt exportiert. Deutschland ist verantwortlich. Deutschland ist ein Land, das in Länder mit zweifelhaften Führungen Waffen exportiert. Deutschland ist verantwortungslos. Deutschland ist ein Land, das viele Ukrainer:innen aufgenommen hat. Deutschland übernimmt Verantwortung. Irgendwo dazwischen liegt ein Teil der Wahrheit dessen, was wir als Gesellschaft machen, wollen und fürchten. Der Grundstein für unseren Reichtum und Sinnbild unserer Hybris. Wie können wir dem gerecht werden, wenn nicht durch Verantwortung?

Martin: Welche Rolle spielt dieses Wort in deinem Leben?

Lino: Momentan nutze ich diese Unabhängigkeit, um eine Tischlerei aufzubauen. Im besten Fall kann ich dadurch ein paar schöne Arbeitsplätze schaffen und Menschen ausbilden. Ich übe eine ehrenamtliche Tätigkeit aus und unterrichte an einer Meisterschule. Ich versuche, einmal im Quartal meine Oma zu besuchen, und bin nicht so gut darin, meine Freunde regelmäßig zu treffen, vergesse oft die Geburtstage anderer, aber wenn ich daran denke, tue ich mein Bestes, etwas Schönes zu schenken.

Martin: Kannst du deinen Schülern Verantwortung nahebringen?

Lino: Schwierige Frage. Ich empfinde den inneren Wertekompass und damit auch Verantwortung als eine sehr persönliche Angelegenheit. Jeder Mensch bewertet Verantwortung anders, und da an der Meisterschule alle erwachsen sind, sehe ich mich hier von dieser Aufgabe befreit. Sollte ich einmal in meinem Betrieb ausbilden, ist die Vermittlung von Verantwortung nur dadurch zu erreichen, dass man mit gutem Beispiel vorangeht. Mal sehen, ob das klappt.

Martin: Lieber Lino! Vielen Dank für diesen Austausch.

iir, december 2024

lino steinwärder
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