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aubrey beardsley
salome, 1894

illustration

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

aubrey beardsley

© aubrey beardsley

en
de

forced into menial work as a clerk due to his family’s impoverishment, already afflicted with tuberculosis like his grandfather and father before him, and largely confined to his bed, the thin candle of his life burns quickly and will extinguish at the age of 25. not only is his body easily shaken, but his psyche is also fragile, and he takes revenge on oscar wilde with mocking caricatures after wilde criticizes beardsley’s illustrations for his orient-themed salome as being “too japanese.” although he frequently moves in same-sex-oriented circles, his personal inclinations in this regard remain unknown, and the androgyny favored by his early patron and later pre-raphaelite edward burne-jones does not appeal to him. the slender, big-nosed artist prefers more flesh on the bones, especially in the right places, which he enjoys depicting in a state of undress. in short – educated, and cheeky in spirit, his thin, feeble body sketches a life on paper that his own will never be.

aubrey beardsley’s brief but remarkable creative phase is shaped by japanese woodcuts and a saucy trip to paris in 1892, where he is more than fascinated by the posters of henri de toulouse-lautrec, inspired by japanese ukiyo-e himself. on the nocturnal montmartre, in stark contrast to his dry and restrained english prudery, voluptuous flesh leaps and screams, and juices splash in competition with the corresponding drinks. with his illustrations for the greek comedy lysistrata, his pillow-pressed misery goes wild: male genitals swell to gigantic proportions, and alongside these balloon penises, naked women scream and fart in rebellion against their war-mongering husbands. hurling feverish madness and consuming passion from his ink-stained bedroom into a blushing, buttoned-up british society—and beyond—must suffice for the young man in his early twenties.

and he repents. sensing his imminent death, he falls into the arms of the catholic church, pleading for the destruction of his scandalous works that guarantee him eternal purgatory. in vain. posterity reveres the artist, who dies in southern france in 1898, especially among the creators of art nouveau. beardsley’s interpretation of japanese line work, his bold reimagining of kimonos with their spatially suggestive, overlapping patterns, and his minimalist depiction of scenes are unique and unprecedented. decadent yet disciplined in style, aubrey beardsley provides a fleeting glimpse of sexual liberation in a conservative, nationalist world that denies the realities of life. fueled by the first world war, the cultural “boiler” of the 1920s reaches its peak, only to be buried definitively by the second. beardsley’s works then reemerge under the counter, giving certain gentlemen red faces.

iir, january 2025

Durch die Verarmung seiner Familie zu niederen Tätigkeiten als Schreiber in Kontoren gezwungen, wie zuvor Großvater und Vater schon an Tuberkulose erkrankt und so weitestgehend ans Bett gefesselt, brennt das dünne Kerzlein seines Lebens schnell und wird im Alter von 25 Jahren erlöschen. Nicht nur sein Körper ist leicht zu erschüttern, auch an seiner Psyche muss nicht lange gerüttelt werden. So rächt er sich an Oscar Wilde mit schmähenden Karikaturen, da dieser Beardsleys Illustrationen zu dessen im Orient spielender Salome als „zu japanisch“ bemängelt. Obwohl er sich häufig in gleichgeschlechtlich orientierten Kreisen bewegt, sind seine diesbezüglichen Interessen nicht bekannt. Die von seinem frühen Gönner und späten Präraffaeliten Edward Burne-Jones bevorzugte Androgynität ist nicht so recht nach seinem Geschmack. Der schmächtige, großnasige Zeichner liebt mehr Fleisch an den Knochen – und das auch an den richtigen Stellen, die er dann wiederum gerne entblößt darstellt. Kurz: Gebildet und frech im Geist, zeichnet sein schmächtig kurzatmiger Körper ein Leben auf Papier nach, das seines nie so werden wird.

Aubrey Beardsleys rasche, aber überschaubare kreative Phase ist von japanischen Holzschnitten und einer saftigen Reise nach Paris 1892 geprägt, anlässlich der ihn die ebenfalls vom japanischen Ukiyo-e inspirierten Plakate Henri de Toulouse-Lautrecs mehr als faszinieren. Dort, am nächtlichen Montmartre, im Gegensatz zu seinen trocken gesitteten Prüderien à la anglaise, hüpft und kreischt das voluptöse Fleisch, und die Säfte spritzen mit den entsprechenden Getränken um die Wette. Mit der Illustration zur griechischen Komödie Lysistrata gerät sein in Kissen gedrücktes Elend außer Rand und Band: Männliche Geschlechtsteile schwellen gigantisch an, und neben diesen Ballonpenissen kreischen und furzen rebellierende, unbekleidete Frauen gegen ihre kriegsführenden Männer. Glühenden Wahn und verzehrende Leidenschaft aus dem traurigen, tintenverkleckerten Schlafgemach hinaus in eine errötende, nicht nur britische, bis unter die Nase zugeknöpfte Gesellschaft zu schleudern, muss dem Anfang Zwanzigjährigen genügen.

Und er bereut. Seinen nahen Tod erahnend, sinkt er in die Arme der katholischen Kirche und bittet inständig, seine schändlichen, das ewige Fegefeuer garantierenden Werke zu vernichten. Umsonst. Die Nachwelt verehrt den 1898 in Südfrankreich Verstorbenen, vor allem die Schöpfer des Jugendstils. Beardsleys Umsetzung japanischer Linienführung, seine kühne Version von Kimonos mit deren raumsuggerierenden, überlagernden Arrangements von Mustern und die aufs absolute Minimum reduzierte Darstellung der Szenerie selbst sind einzigartig und so noch nie gesehen. Dekadent, aber dennoch streng im Stil, entweichen mit Aubrey Beardsley einer sich im Realen entsagenden, konservativ-nationalistischen Welt die ersten Dampfschwaden einer sexuellen Befreiung – wenn auch nur für kurz. Durch den Ersten Weltkrieg angeheizt, wird der Kessel in den Zwanzigerjahren so richtig befeuert, bis der Zweite final und endgültig alles unter sich begräbt. Beardsley wird dann wieder unter dem Ladentisch gehandelt und den entsprechenden Herren rote Köpfe verschaffen.

iir, january 2025