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claude monet
les meules, 1891

oil on canvas, 73 x 92,5 cm

while the others are dancing,
today’s sensor review spotlight is on:

claude monet

© museum barberini, potsdam

en
de

claude monet is a headstrong, stubborn painter. he refuses to meet colleagues and avoids attending the école des beaux-arts. édouard manet’s painting le déjeuner sur l’herbe inspires him, but he does not want to risk the scandal caused by its unapologetic nudity. he fundamentally rejects honors, and increasingly distances himself from the impressionists, even though the group is named after the title of one of his paintings. monet struggles with the world, and the world with him, yet this alone does not explain his lifelong financial difficulties. throughout his career, monet consistently chooses an alternative, individual form of expression, even his late works receive little initial recognition, as they dissolve the optical precision of natural motifs associated with impressionism. a true character, this is how future masters of modern art—such as lovis corinth, marc chagall, and wassily kandinsky—perceive him. after a successful eye operation, monet paints with renewed intensity in his old age, only to destroy a large portion of his works, which prefigure the abstraction of the next century, mostly with his own hands.

at the age of 15, known locally as a caricaturist, monet’s artistic development transitions from precise, mocking lines to classical realism, mastering fleeting appearances, and finally to a gestural dissolution of the depicted motif. the sequence of his artistic phases reveals a relentless drive to wrest a compelling image from reality. in exploring and simultaneously intellectually processing ever-deepening layers of artistic genius, objective and subjective representation ultimately merge. his work frees itself from the confines of reality and takes shape from within itself—detached and absolute. monet’s immediate successors find little to glean from his late works, but american abstract painting, albeit via the detour of surrealism, regards him as both a goal and sustenance. with his water lilies cycle, monet makes an unseen leap into the 20th century, serving as a cautionary example of a mind transcending its own constraints and consequences.

a passionate collector of japanese woodcuts, monet is fascinated by the effects of contrasting color palettes, which he studies closely and applies innovatively in entire series. an object—such as a haystack covered with straw—is interpreted en plein air under different times of day and seasons, with the lighting determining the color composition. similarly inspired by the changing nature of light, monet examines the architecture of rouen cathedral in an extensive series. his brushwork masterfully translates the motif’s mood and soft focus, shifting from a spiritual reverence for the grandeur of nature to capturing fleeting moments of light, much in the spirit of william turner. in giverny, monet creates a water lily pond, complete with a gardener, a japanese-inspired bridge, and a variety of exotic plants. the surrounding farmers fear for the local flora and fauna, but the aging painter stands his ground and becomes entirely absorbed in this eccentric habitat, expressing it fully through form and color.

iir, january 2025

Claude Monet ist ein eigensinniger, bockig zu nennender Maler. Kollegen will er nicht kennenlernen, die École des Beaux-Arts nicht besuchen. Édouard Manets Bild Le Déjeuner sur l’herbe inspiriert ihn, den Skandal um dessen unmystifizierende Nacktheit will er aber nicht riskieren. Ehrungen lehnt er grundsätzlich ab, und die Impressionisten, deren Namensgeber er durch den Titel eines Bildes ist, können ihn zusehends nicht mehr begeistern. Monet hat es schwer mit der Welt, und diese mit ihm – als mögliche Erklärung seiner lebenslang misslichen finanziellen Lage greift dies allerdings zu kurz. Monet wählt in seinem Lebenswerk immer die alternative, individuelle Entäußerung, und auch sein Spätwerk erhält zunächst wenig Beachtung, da es die optisch genaue Wiedergabe des in der Natur vorgefundenen Motivs im Sinne des Impressionismus auflöst. Ein wahrer Charakter also, denn so sehen ihn die ihm nachfolgenden, zukünftigen Meister der Moderne: Lovis Corinth, Marc Chagall oder Wassily Kandinsky. Nach erfolgreicher Augenoperation malt er im Alter wieder intensiver, nur um einen Großteil der die Abstraktion des kommenden Jahrhunderts vorwegnehmenden Arbeiten größtenteils eigenhändig zu zerstören.

Im Alter von 15 Jahren, als Karikaturist stadtbekannt, wandelt sich Monets künstlerische Entwicklung von klar gesetzter, sich mokierender Linie über klassischen Realismus zur Bändigung momentaner Erscheinungsformen bis hin zur gestischen Auflösung des abzubildenden Motivs. Aus der bildlichen Abfolge der Phasen des Künstlers ergibt sich ein immer weiterstrebender Drang, der Realität ein überzeugendes Abbild zu entreißen. In der Erschließung und gleichzeitig geistigen Verarbeitung eines unentwegt tiefere Schichten entblätternden künstlerischen Genius vermischt sich schließlich objektive und subjektive Darstellung – das Werk befreit sich aus seiner realen Fessel und gestaltet sich final aus sich selbst, losgelöst und unbedingt. Monets unmittelbar nachfolgende Generation kann vor allem dem Alterswerk wenig entnehmen, der Entwicklung abstrakter amerikanischer Malerei allerdings ist der Maler – über den leidlichen Umweg des Surrealismus hinweg – Ziel und Wegzehrung zugleich. Als mahnendes Beispiel des über sich selbst und die Konsequenzen des eigenen Denkens hinwegsetzenden Geistes vollzieht der Maler mit seinem Seerosen-Zyklus ungesehen den Sprung mitten hinein ins 20. Jahrhundert.

Als begeisterter Sammler japanischer Holzschnitte studiert er fasziniert die wechselhaften Wirkungen divergierender Farbpaletten und setzt diese Erfahrung – ebenfalls eine Neuerung – in ganzen Serien um. Das Objekt, in unserem Fall ein mit Heu bedeckter Getreideschober, wird en plein air zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten interpretiert, und die jeweilige Lichtsituation gibt die Zusammenstellung der Farben vor. Wie der wechselhaften Natur entnommen, examiniert Monet auch die Architektur der Kathedrale in Rouen in einer vielteiligen Reihe. Monets Pinselführung übersetzt meisterlich Unschärfe und Stimmung des Motivs, und die ehedem geistige Erhebung ob der Größe oder Gewalt der Natur zu erleben, konzentriert sich nun auf die Darstellung eines in Licht eingefangenen, kurzen Augenblicks – ganz im Sinne William Turners. Monet legt in Giverny einen Seerosenteich an, mit eigens dafür eingestelltem Gärtner, einer Brücke nach japanischen Motiven und einer Vielzahl exotischer Pflanzen. Die umliegenden Bauern fürchten um den Bestand heimischer Tier- und Pflanzenwelt, aber der alte Maler setzt sich durch und wird sich in Form und Farbe gänzlich in diesem exzentrischen Habitat verlieren.

iir, january 2025