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george condo
red head, 2012

oil on linen, 177,8 x 165,1 cm

while the others are dancing,
martin eugen raabenstein’s
sensor spotlight focuses on:

condo

© george condo

en
de

george condo likes cubism. but does cubism like him? condo crosses, mocks, and dilutes this easily summoned yet rarely satisfying art style with so many other -isms that georges braque’s gravestone — the spiritual father of the puzzle game of figure and space — tips over regularly whenever condo reaches for the paint tubes. do we like condo? but of course. you don’t throw away a shirt just because it has sweat stains — you wash it and so we discover traces of yves tanguy or willem de kooning on his busy painter’s smock. and philip guston? george especially likes him. if one tries to more precisely define his adventurous mixtures with comics or pop art, a whispered “the painter, draftsman, graphic artist, and sculptor is one of the most important contemporary artists in the u.s.” proves useful. because condo is postmodern — and the postmoderns not only may mix, they must.

true to the reliable motto “the intoxication depends on the drink,” the master distiller and subtle trickster draws again and again from new blends — with a quality seal comparable to a grande cuvée wrapped around him, neither he nor we can go wrong. together with jean-michel basquiat and keith haring, condo initiates the new york painting revival of the early eighties, then moves to cologne and merrily paints on canvas — with the mülheimer freiheit icons walter dahn and jiri georg dokoupil. back in new york, later in paris, the sun-of-a-gun excites gilles deleuze’s collaborator félix guattari, who in 1990 identifies a specific “condo effect”: the sacrifice and systematic destruction of image structure, meant to deny the viewer a secure framework of meaning. pablo picasso calls this: “good artists copy, great artists steal” — and sums it up decades earlier, and better.

do we still like condo? among all the different clowns in the ring, there’s always one who gets away with everything — who’s allowed everything, though never crowned as the boss. his charm is hard to describe, his technique even harder, and yet the audience claps the loudest at each of his acts. true enthusiasm is a state hard to justify, thus condo doesn’t need many words to introduce condo. any great ease — in anything — attracts envy like fermenting fruit, and we’re not inclined to make fools of ourselves by applauding in the wrong place. did we move our hands? no. not even a little bit? no, no. honestly? well — truth be told, we might admit that under certain circumstances we considered it, but really, we first smiled a little — and then grinned broadly.

iir, july 2025

George Condo mag den Kubismus, aber mag der Kubismus ihn? Condo kreuzt, verspottet und verwässert diesen sehr leicht herbeizuredenden, allerdings schwerlich zufriedenstellenden Kunststil mit so vielen anderen -ismen, dass Georges Braques Grabstein – dem geistigen Vater des Vexierspiels um Figur und Raum – regelmäßig umfällt, sobald Condo wieder in die Farbtuben greift. Mögen wir Condo? Aber selbstverständlich. Man wirft ja auch ein Hemd nicht weg, nur weil es Schweißränder hat – man wäscht es. Und so entdecken wir auch Spuren von Yves Tanguy oder Willem de Kooning auf dem emsigen Malerkittel. Und Philip Guston? Den mag George ganz besonders. Sucht man seine abenteuerlichen Anmischungen mit Comics oder Pop-Art näher zu bezeichnen, ist ein eifrig geflüstertes: „Der Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer zählt zu den bedeutendsten Gegenwartskünstlern der USA“ – zielführend, denn Condo ist postmodern, die dürfen nicht nur mischen – die müssen das auch.

Getreu dem verlässlichen Motto „Der Rausch richte sich nach dem verköstigten Getränk“ greift der Master-Destiller und feinsinnige Spitzbube immer wieder auf neue Mixturen zurück – Mit einem dem Grande Cuvée vergleichbaren Gütesiegel umgürtet, kann weder er noch wir einen Fehler begehen. Zusammen mit Jean-Michel Basquiat und Keith Haring läutet Condo das New Yorker Malerei-Revival der frühen Achtziger ein, zieht dann nach Köln und bemalt munter das Leinen – mit den Mülheimer-Freiheit-Ikonen Walter Dahn und Jiri Georg Dokoupil. Zurück in New York, später in Paris, begeistert der Tausendsassa den Gilles-Deleuze-Mitstreiter Félix Guattari, der ihm 1990 einen ganz bestimmten „Condo-Effekt“ bescheinigt: die Opferung und systematische Zerstörung der Bildstruktur, um dem Betrachter ein sicherndes Bedeutungsgefüge zu verwehren. Pablo Picasso nennt das: „Gute Künstler kopieren, großartige Künstler stehlen“ – und bringt das Ganze schon ein paar Jahrzehnte früher und besser auf den Punkt.

Mögen wir Condo noch immer? Bei all den unterschiedlichen Clowns in der Manege gibt es immer den einen, der alles darf, dem alles durchgelassen wird – obwohl man ihm den Cheftitel nie zuspricht. Sein Charme ist schwer beschreibbar, seine Technik umso weniger und doch klatscht das Publikum bei jedem seiner Einlagen am lautesten. Wahre Begeisterung ist ein mühsam zu begründender Zustand und so braucht Condo auch nicht viele Worte, um den Condo vorzustellen. Allzu große Leichtigkeit – egal worin – zieht die Neider an wie vergärendes Obst und wir sind nicht versucht, uns zum Narren machen zu lassen bei der kläglichen Unternehmung, an falscher Stelle zu applaudieren. Haben wir die Hände bewegt? Nein. Nicht doch ein kleines bisschen? Nein, nein. Ehrlich? Nun – im Grunde genommen könnten wir zugeben, dass wir unter gewissen Umständen daran dachten, aber eigentlich haben wir erst ein klein wenig gelächelt – und später dann feist gegrinst.

iir, july 2025