the bad page
this episode:
mediocrity
the rise of idiocracy …
2025


if the severely afflicted mother, after weeks of bitter resistance, ends up preparing only the demanded meal, the act of feeding the child becomes a struggle over preferences and sheer power. pasta with tomato sauce turns into a daily recurring, food-related bad conscience, served from the jaded kitchen onto the hungry table. child-rearing, it is assumed, consists solely of this tangled skirmish, but eventually the dark veil lifts and what must come inevitably comes: hello, earth — a new citizen steps into the adult world. in the mix of dominant genetic traits, parental energy input, and environmental complicity, the individually shaped being now walks the earth and is advised to do only good — at least that’s the well-intentioned advice. to great surprise, however, it soon becomes clear that the plate of pasta with red sauce, passed along from kindergarten to school to university, has lost none of its urgency — quite the opposite. the old saying “what little hans doesn’t learn, grown hans never will” is not quite accurate in the context of generational cultural transmission, which now ends abruptly in a single statement: we don’t need to learn that — it’s all to find on the internet.
even the most rapturous lovers of spaghetti al pomodoro will immediately realize that the chosen example only seeks to invoke the divine dish in passing, for this simple image wonderfully illustrates where the pitcher breaks on the way to the well. world history has seen such transformations many times — barbarism overruns rome, only to give rise a thousand years later to a renaissance that still shapes, at least western, history to this day. the narrative is eurocentric, and intended as such, even though mao’s cultural revolution met the old with similarly sharp blades, just as we face it again everywhere today. it doesn’t take the atrocities of a chinese leader as a distraction and fig leaf for global storytelling to show how democratic values — once assumed to be learned and established — are morphing, especially in the west, into a survival of the fittest. the conditions in question are pre-humanist, and the idea of a second renaissance seems far off — or simply not up for debate. while elected representatives of the people strike gleeful poses like trigger-happy sheriffs, and the next generation seems unable to escape the labyrinth of digital salvation promises, wild declarations of guilt drone across all camps like verbal missiles.
everything falls into an unbearable mediocrity, though this decline is not recognized as such — on the contrary, the victory of the average is wildly celebrated. the triumph of tomato on pasta is now considered the ultimate haute cuisine. due to the inextricable tragedy of history, all sides fight with identical weapons — charging in loudly, declaring everything as acquired, choking all dissent under the threat of painful penalties, and then grinning foolishly in triumph. the current american president is unaware of his blind activism — and even less capable to it — , whose strategies are formally identical to the procedural tactics of his most hated opponents: the woke movement. in the unbearable spitefulness of throwing the knife to the cow and cheekily demanding it slaughter itself, the theatrically turbulent performance on both sides spirals toward a hysterical climax — with no apparent success. the dull audience in the looming stands may muster some digestive juices, then grazes on unbothered. humanity creates and it destroys — this may be attributed to the relentless urge to shape society according to its own needs. since the digital promise, in its drive for standardization, constantly produces new mediocrity, it remains to be seen whether the masses will be content with pasta without any sauce — but some children even prefer that.
iir, june 2025
Bereitet die schwer in Mitleidenschaft gezogene Mutter nach Wochen der erbitterten Gegenwehr nur noch die geforderte Speise zu, gerät die kindliche Nahrungsverabreichung zu einem Kampf um Vorlieben und schlichter Macht. Nudel an Tomatensoße erwächst zum täglich wiederkehrenden, ernährungsbedingten Schlechtgewissen – aus der angeödeten Küche auf den hungrigen Tisch. Die kindliche Erziehung, so nimmt man an, bestehe nur aus diesem unentwirrbaren Gerangel, aber irgendwann lüftet sich der düstere Schleier, und es kommt heraus, was einfach kommen muss: Guten Tag, Erde – hier tritt ein neuer Bürger in die Erwachsenenwelt über. In der Mischung aus genetischer Anlagendominanz, elterlicher Energiezufuhr und umweltberührter Mittäterschaft wandelt das individuell geformte Wesen nun auf Erden – und tue nur Gutes, so zumindest ist der wohlmeinend beigefügte Rat. Zur großen Verwunderung allerdings findet sich rasch heraus, dass der über den Kindergarten zur Schule in die Universität weitergereichte Teller Teigware mit Rotem an Dringlichkeit nicht verloren hat – im Gegenteil. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ ist nicht ganz richtiger Sinnspruch einer generativen Kulturweiterreichung alter Bauart, der sein abruptes Ende in einem einzigen Statement findet: „Wir müssen das nicht lernen – es steht doch alles im Internet.“
Selbst den verzücktesten Liebhabern von Spaghetti al Pomodoro wird umgehend klar, dass das gewählte Beispiel die göttliche Leibspeise nur erwähnend zu nutzen sucht, denn an diesem simplen Bild lässt sich wundersam ableiten, wo der Krug auf dem Weg zum Brunnen gerade bricht. Die Weltgeschichte hat solche Wandel mannigfaltig erlebt: Das Barbarentum überrennt Rom, um ein knappes Jahrtausend später aus dieser Asche eine Renaissance zu fördern, die die Geschichte – die westliche, zumindest – bis heute mitprägt. Die Linienführung ist eurozentristisch und als solche ebenso gemeint, wenn auch Maos Kulturrevolution dem Alten gegenüber mit ebensolchen Messern begegnet – wie wir diesen auch heute wieder allerorts gegenüberstehen. Es bedarf der Greueltaten eines chinesischen Führers als Antäuschung und Feigenblatt globaler Geschichtserzählung allerdings nicht, um vor Augen zu führen, wie sich demokratische, als gelernt und gesetzt angenommene Werte – vor allem im Westen – in ein Survival of the Fittest wandeln. Die angesprochenen Verhältnisse sind vor-humanistisch, und die Idee einer zweiten Renaissance scheint in weiter Ferne – oder steht schlichtweg nicht zur Debatte. Während sich gewählte Vertreter des Volkes in schießfreudiger Sheriff-Pose gefallen und die nachfolgende Generation dem Irrgarten digitaler Heilsversprechungen nicht zu entfliehen imstande scheint, schwirren wüste Schuldbekundungen als verbale Drohnen quer über allen Lagern.
Alles verfällt in ein unerträgliches Mittelmaß. Nur wird dieser Untergang nicht als solcher wahrgenommen – im Gegenteil: Der Sieg des Durchschnittlichen gerät zur wilden Feier. Der Triumphzug der Tomate an Nudel gilt nunmehr als ultimative Haute Cuisine. Der unentwirrbaren Tragik der Geschichte geschuldet kämpfen alle Seiten mit identischen Waffen: lauthals hineinstürmen, alles als akquiriert deklarieren, sämtlichen Widerspruch unter peinlichster Strafandrohung im Keim ersticken – und sodann siegessicher dämlich feixen. Der amtierende US-amerikanische Präsident ist sich nicht – und kann sich noch weniger – seines blinden Aktionismus bewusst sein, dessen Strategien nicht nur formal mit den Verfahrenstaktiken seiner meistgehassten Gegnerschaft – der Woke-Bewegung – identisch sind. In der unerträglichen Gehässigkeit, dem Rind das Messer zuzuwerfen mit der frechen Aufforderung, es solle sich selbst schlachten, sucht sich das turbulent inszenierte Theaterstück beider Seiten einer hysterischen Klimax zu nähern – ohne ersichtlichen Erfolg. Dem stumpfen Publikum dort in den dräuenden Rängen mag sich ein wenig Verdauungssaft auftreiben – dann grast es ungerührt weiter. Die Menschheit erschafft – und sie zerstört, das mag man dem unerbittlichen Drang zumessen, Gesellschaft nach dem ureigenen Bedürfnis zu formen. Da das digitale Versprechen in seinem Standardisierungswahn unablässig neues Mittelmaß erzeugt, bleibt abzuwarten, ob die Massen sich mit der Paste ohne jegliche Soße zufriedengeben werden, aber manche Kinder bevorzugen selbst diese.
iir, june 2025